{"timeout":"7000","width":"990"}
  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Sattva

Der Körper ist kein Prinzip

Bilva Patra Leaves, symbol of offering the 3 gunas to Lord Shiva Unser Körper ist ein Produkt der Natur mit ihren drei Qualitäten von Trägheit, Dynamik und Gleichgewicht oder Tamas, Rajas und Sattva. Wir wirken durch diesen Körper als unser Arbeitsinstrument. Er ist die Gesamtsumme von Prinzipien der Natur und ihrer Kräfte, jedoch nicht ein Ding an sich.

Die Meister der Weisheit lehren uns, dass der physische Körper nicht ein Prinzip oder eine Wesenheit ist. Er hat keine eigene Existenz, sondern existiert als das Ergebnis eines Gleichgewichts der subtileren Kräfte und Intelligenzen. Was wir Materie nennen, ist nichts anderes als ein sich bewegendes Gefüge, das durch den Gleichgewichtszustand dieser Intelligenzen Form annimmt. Hinter dem Gefüge der Materie unseres physischen Körpers sind Tausende von Intelligenzen am Werk, und unser Körper ist die Gestalt, die all diese Intelligenzen enthält.

Die physische Ebene ist eine Ebene der Wirkungen und nicht von Ursachen, so wie die Umrisse von Wolken am Himmel. Wir sehen Seifenblasen in der Luft fliegen als schöne, harmonische Gestalten. Die Blasen sind nichts weiter als das Gleichgewicht von Seife, Wasser und Luft. Es besteht also gar nichts als eine Blase, ausgenommen Seife, Wasser und Luft.

Wenn wir uns die Form unseres Körpers gedanklich als ein Gleichgewicht von Tausenden von Wirkkräften vorstellen, so werden sich die Verbindungswege zwischen den Intelligenzen unseres Körpers und den Intelligenzen des Planeten öffnen. Diese Intelligenzen werden uns offenbaren, was wir tun sollten und wie wir uns im Leben zu verhalten haben. Sie helfen uns, wie wir uns während der Zeit der Befruchtung zu erinnern haben, wenn dieser physische Körper als ein Funke von uns selbst gebildet wird, und wie wir uns unseres Selbst erinnern während der Auflösung dieses physischen Körpers.

Durch einen Vorgang, der Yoga genannt wird, verstehen wir dann, wie wir als unser eigener Same leben können, der die vorhergehende Geschichte unserer Entwicklung enthält wie auch die Tendenzen unserer zukünftigen Keimung. Die Kette von Ursachen und Wirkungen beginnt nicht erst mit uns und endet auch nicht jetzt. Wir leben in der Kette, und jener Teil der Kette, der in uns eingeschlossen ist und jener, der unser Bewusstsein einschliesst, wird das individuelle Karma genannt. Wenn wir uns anderen und uns selbst gegenüber richtig verhalten, bleiben wir im Gleichgewicht und der Körper bleibt gesund.

Unausgewogenheiten des vergangenen Karmas manifestieren sich als Unausgewogenheiten unserer Persönlichkeit, unserer Neigungen und unseres Verhaltens. Sie stören das Gleichgewicht der subtilen Gewebe. Besteht ein Gleichgewicht der Gewebe, so herrscht Gesundheit.

Der eigentliche Zweck der Medizin ist es, dieses Gleichgewicht zu erhalten und so die Gesundheit zu bewahren, soweit dies das Gesetz der Veränderung erlaubt. Selbst wenn wir ständig das Gleichgewicht durch gutes Verhalten und Regelmässigkeit erhalten, gehören Alter und Körperverlust zu den natürlichen Erscheinungen.

Die Meister lehren uns, dass der Körper als solcher zwar keinen Wert hat, wenn er aber als Vehikel dient für die wichtigeren Dinge, die durch ihn unternommen werden, so hat er seinen eigenen Wert und bleibt erhalten, solange diese Dinge auszuführen sind.

Neutralisieren von Karma

Der Vorgang der spirituellen Praxis besteht vor allem während der Anfangsstadien darin, das Karma zu neutralisieren und Gleichgewicht zu erreichen. Unser Verhalten und unsere Reaktionen auf unser Umfeld werden solange einer Korrektur unterworfen, bis Ausgewogenheit erlangt ist. “Ausgewogenheit in Ernährung, Ausdruck und Verhalten”, ist nach der Bhagavad Gita der Yoga-Pfad.

Soweit das Karma neutralisiert ist, finden die Qualitäten von Dynamik und Trägheit ihre Ausgeglichenheit in Sattva. In Ausgeglichenheit können wir das wahre Sein erleben. Wir werden zu einem Beobachter der Aktivität und erkennen, dass es nicht unsere Aktivität ist, sondern die Aktivität eines höheren Plans, der sich durch uns ausarbeitet. Wir besitzen die Handlungen nicht, sie werden von der Natur durch uns ausgeführt. Wenn wir mit diesem Verständnis etwas planen, so handeln wir im Gewahrsein der Verbundenheit mit den anderen Wesen. Wenn wir selbst im Gleichgewicht sind, können wir anderen helfen, ebenfalls dieses Gleichgewicht zu finden. Deshalb sprechen wir das Gebet: „Loka samasta sukhino bhavantu“ - Mögen alle Lebewesen, auf allen Ebenen, im Gleichgewicht sein.

Solange wir uns als individualisierte Seele erleben, stehen wir unter dem Bann der Illusion der Natur. Wir empfinden, dass wir für unsere eigenen Pläne handeln. Wir können nicht den klugen Plan der Natur durchschauen, solange wir durch unsere Prägungen konditioniert sind. Wir arbeiten für Ergebnisse, für Gewinn, für Erfolg. Diese Zielsetzungen rufen weitere Motive hervor, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Wir bleiben in diesem Kreislauf von Aktivitäten gefangen und erkennen nicht unseren Ursprung: „ICH BIN der unveränderliche, ewige Eine. Alles im Inneren und Äusseren bewegt sich um mich, mit mir als Basis. Ich existiere als ICH BIN in allem.“

Über das Selbst kontemplieren

Um ein stabiles Gleichgewicht zu erlangen, ist der einzige Schlüssel, sich daran zu erinnern, „DAS als ICH BIN“. Sattva ist die Qualität, welche das Tor zu unserem wahren Selbst öffnet. Indem wir über das Selbst kontemplieren und uns so mit ihm verbinden, tritt Gleichgewicht ein. Im Zustand des Gleichgewichts können wir handeln und gleichzeitig in innerer Ruhe und mit dem Bewusstsein der Existenz verbunden bleiben. Das Denkvermögen tritt beiseite und die Handlungen geschehen durch uns, ohne ein Motiv oder einen Grund.

Das Selbst offenbart sich durch alles, was uns umgibt und was jenseits dessen ist. Wir schauen durch die Formbildungen hindurch und treffen direkt das Selbst in den objektiven Formen. Der Klang des OM hilft uns dabei, das Selbst als das Zentrum unseres eigenen Wesens und aller Wesen zu erkennen und so in Ausgeglichenheit zu leben. Die Meister verehren das Selbst als OM; sie visualisieren die gesamte Tätigkeit in der Schöpfung als sein Spiel und spielen ihre Rolle im Einklang mit diesem Spiel. Die kosmische Person unterscheidet sich nicht vom Selbst. Dieses Selbst in sich und in allem zu visualisieren, ist echter Yoga, die Vereinigung mit dem Einen.

Solange Ausgeglichenheit und innerer Frieden noch nicht in uns gefestigt sind, wird empfohlen, dass wir an einem ruhigen Ort leben und uns von dicht bevölkerten, lärmigen Plätzen voller kommerzieller Aktivität fernhalten. Später wird uns dies nichts mehr ausmachen und wir können zu allen Zeiten und in allen Situationen im Gleichgewicht bleiben.

Wir kommen aus dem Bann der drei Qualitäten heraus, wenn wir verstehen, dass es in der Welt nicht Freunde oder Feinde gibt, sondern es nur Personen sind. Die Personen bleiben die gleichen, doch unsere Sichtweise verändert sich. Wenn wir danach streben, rechte Beziehungen zu errichten und uns allen gegenüber freundlich zu verhalten, gleich wie sich die anderen uns gegenüber verhalten, bleiben wir im Gleichgewicht. Dabei hilft es, die guten Qualitäten in den anderen als die Gegenwart des Göttlichen in ihnen zu sehen; dies führt uns näher zum Selbst.

Im Gleichgewicht lesen

Um im Gleichgewicht zu bleiben, ist es auch hilfreich, die Geschichten von Eingeweihten lesen, wie sie auf Ereignisse reagierten. Es wird empfohlen, während der Morgenstunden zu lesen. Es fällt uns dann leichter, das notwendige Gleichgewicht zu halten, um auf dem Pfad zu bleiben. Wenn wir keine Zeit haben, 30 Minuten zu lesen, so lesen wir nur 15 Minuten. Wir sollten darauf achten, welche Botschaften wir dadurch erhalten, sie notieren und danach handeln.

Mindestens zwei Stunden nach dem Erwachen sollten wir für uns selbst haben. Dies ist möglich, wenn wir früh genug aufstehen. Wir sollten etwas Zeit finden, die Lehren der Verwirklichten in einem Zustand des Gleichgewichts zu lesen und nicht in Eile, wenn wir z.B. in einem Zug sitzen. Ohne ein Minimum an Gleichgewicht behalten wir nichts von dem, was wir gelesen haben. Innere Trägheit lässt uns erst gar nicht lesen oder es auf morgen verschieben.

Wir sollten frisch genug sein, eine Kerze und ein Räucherstäbchen anzünden, das Buch mit Verehrung öffnen und langsam und mit Aufmerksamkeit lesen. Wenn wir das Buch in der einen Hand halten und mit der anderen Hand essen, öffnet sich uns das Wissen nicht. Rechtes Wissen offenbart sich, wenn wir uns ihm im rechten Gleichgewicht nähern. Es hält uns lebendig und festigt die Verbindung mit dem Selbst. Dann können wir das erfahren, was Meister CVV „Time Expand“ nennt, Ausdehnung der Zeit. Indem wir uns eine Weile in dieser Erfahrung aufhalten, kehren wir erfrischt und mit grösserem Gleichgewicht in den Alltag zurück.

Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Die Lehren von Kapila / div. Seminarnotizen. E. Krishnamacharya: Die Meister der Weisheit. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D-Wermelskirchen (www.kulapati.de).