{"timeout":"7000","width":"990"}
  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Savitri

Transzendieren des Todes

Savitri, Satyavan and Yama Viele Meister und Yogis haben demonstriert, wie sie ihren Körper bewusst verlassen können, ohne zu sterben. Sie verbinden sich mit dem Lebensfaden und treten mit dem Bewusstseinsfaden aus dem Körper heraus. Ein Yogi kann selbst den Knoten lösen, der den Lebensfaden mit dem Körper verbindet, wenn er nicht mehr in den Körper zurückkehren will. Für ihn ist der Tod nur ein Übergang.

Die meisten Menschen haben Furcht vor dem Tod, und sie wissen nicht, wie man den Körper verlässt. Viele Menschen sitzen in ihren Körpern fest und können ihn nicht einfach loslassen. Zwar treten wir im Traum ganz leicht mit dem Bewusstseinsfaden aus dem Körper heraus und kommen wieder zurück, doch dies geschieht ohne bewusste Kontrolle.

Die Weisheitslehren betonen, wie wichtig das Wissen vom Tod ist, und jeder Mensch sollte es haben, um Unsterblichkeit zu erlangen. Im Osten gibt es grossartige Schriften, die dieses tiefgründige Wissen von den Übergängen lehren. Eine davon ist die Geschichte von Savitri, die in der Mahabharata enthalten ist. Sie beschäftigt sich mit dem Transzendieren des Todes; sie zeigt den Weg, wie wir den Körper verlassen und unsere ursprüngliche Identität zurückgewinnen können.

In seinem Buch „Savitri“ gab Sri Aurobindo, einer der grossen Eingeweihten des 20. Jahrhunderts, das vedische Konzept vom Tod und Übergang in englischer Sprache heraus. Über 20 Jahre lang hatte er an dieser Schrift gearbeitet, bis zu seinem eigenen Übergang. Sri Kumar nennt sie die Geheimlehre des 20. Jahrhunderts.

Jeden Tag, wenn die Sonne untergeht, verbreitet sich nach dem Sonnenuntergang ein wunderschönes Licht; es wird Savitri genannt, das Licht in der Dunkelheit. Auch vor Sonnenaufgang leuchtet dieses Licht, und seine Botschaft verspricht uns: „Macht euch keine Sorgen wegen der Dunkelheit, die kommt. Ich bin hier und werde euch das Licht zurückbringen.“ Savitri ist sichere Vorhersage, dass gemäss dem Gesetz der Alternierung nach finsteren Zeiten wieder Licht kommen wird. Sie ist auch das Bindeglied des Bewusstseins, das uns aus dem Schlaf wieder zum Licht des Tages bringt.

Die Geschichte von Savitri

Die Geschichte von Savitri ist tief symbolisch:

Ein König namens Ashvapati benötigte einen Erben für seinen Thron, bevor er gehen konnte. Ashva bedeutet „Pferd“ und steht in der vedischen Symbolik für die Lebenskraft; Pati bedeutet Meister; Ashvapati ist der Meister der Lebenskraft. Um ein Kind zu bekommen, machte er 18 Jahre lang spirituelle Übungen, bis ihm schliesslich die Göttin Savitri erschien. Savitri verkörpert das Prinzip von Savitru, der Zentralsonne. Sie ist das Herz der Sonne, das seine Energie von der geistigen Sonne empfängt, Bhargo Deva genannt, und durch die Sonne unseres Sonnensystems, Surya, übermittelt.

Der König bat Savitri um einen Sohn. Die Göttin antwortete jedoch: „Ich kann dir nur eine gute Tochter geben. Durch ihre Gegengenwart in deiner Familie wirst du 100 Söhne bekommen.“ Dann verschwand sie wieder.

Nach einer Weile wurde dem Königspaar eine Tochter geboren, die sie Savitri nannten. Sie war die Gottheit selbst, geboren in der Form des Kindes. Sie war ein aussergewöhnliches Kind voller guter Qualitäten und grossem Wissen. Von Geburt an besass Savitri den goldenen und diamantenen Körper und konnte sich daher leicht auf den subtilen Ebenen bewegen. Als sie gross wurde, fürchtete der Vater, dass er keinen angemessenen Mann für sie finden könne, der ihren Qualitäten entspreche. Savitri hatte von einem jungen Mann gehört, der Satyavan hiess. Sein Name bedeutet Wahrheitsträger, und er lebt immer nach der Wahrheit.

In alten Zeiten wurden Kinder nach ihrem Lebenszweck und ihren Qualitäten benannt. Von den Klängen des Namens kann man die subtile Bedeutung der Qualität eines Menschen erkennen, wenn man die entsprechenden Schlüssel kennt.

Satyavans Vater Dyumatsena, dessen Name „Armee des Lichts“ bedeutet, war von Licht erfüllt und besass die subtile Schau. Er war ein König, doch hatte er aufgrund seines unachtsamen Sprechens und Handelns das Königreich an seine Feinde verloren und musste mit seiner Frau und seinem Sohn ganz arm im Wald leben. Er war auch erblindet. Dyumatsena verkörpert das in die Materie gefallene göttliche Denken, das die subtile Schau und damit auch das himmlische Reich verloren hat.

Eines Tages sagte Ashvapati seiner Tochter, sie könne einen Mann ihrer Wahl heiraten. Savitri war schüchtern und wollte ihrem Vater zunächst nicht von ihrer Liebe zu Satyavan erzählen. In dem Moment kam gerade der Weise Narada an ihrem Haus vorbei und hörte ihre Unterhaltung. Schliesslich sagte Savitri: „Ich will Satyavan, den Sohn des Königs Dyumatsena heiraten, der jetzt in einem Wald lebt. Ich kann nur ihn als Ehemann akzeptieren.“

Satyavans Tod und Rückkehr

Ashvapati fragte Narada nach Satyavan, da Narada alles weiss, was auf allen Ebenen geschieht. Narada sagte: „Satyavan ist ein Titel, der ihm gegeben wurde, da er immer die Wahrheit spricht; sein ursprünglicher Name ist Chitrashwa“, was eine spezielle Lebenskraft bezeichnet, die gehen und wieder zurückkommen wird. Aufgrund seines Horoskops werde Satyavan ein Jahr nach der Heirat sterben, doch wieder vom Tod zurückkommen.

Der Vater schlug nun Savitri vor, sie möge sich einen anderen Mann wählen, doch Savitri entgegnete: „Ich habe mich ganz für Satyavan entschieden und kann nicht an einen anderen Mann denken. Er wird mein Ehemann für dieses Leben sein.“

Narada erzählte Ashvapati, dass aufgrund der guten Taten und Qualitäten seiner Tochter das Leben von Satyavan verlängert werden könnte.

Ashvapati hielt nun bei Dyumatsena um die Hand von Satyavan an. Dyumatsena entgegnete: „Wir führen ein sehr einfaches Leben im Wald. Wird Savitri hier glücklich sein?“ Savitri war dazu bereit, und so fand die Hochzeit statt.

Sie lebten zusammen im Wald. Savitri zeigte keinerlei Stolz; sie kleidete sich einfach und sorgte für ihre Schwiegereltern und Satyavan, während dieser sich im Wald um ihren Lebensunterhalt kümmerte.

Die Zeit kam, wo Satyavan sterben sollte. Drei Tage lang fastete Savitri, und an dem entscheidenden Tag bat sie Satyavan, mit ihm in den Wald gehen zu dürfen. Satyavan lehnte es zunächst ab, doch Savitri bestand darauf. Schliesslich gab Satyavan nach. Er zeigte ihr die Schönheiten des Waldes und ging dann Holz fällen. Nach einiger Zeit kam er zurück und sagte: „Ich bin heute sehr müde und habe auch starke Kopfschmerzen.“ Savitri bot ihm ihren Schoss als Kopfkissen an. Satyavan schlief ein und verlor sein Bewusstsein.

Kurz darauf erschien Yama, der Herr des Todes. Er hatte ein furchterregendes Aussehen, dunkelblau, doch Savitri erschrak nicht. Sie konnte ihn sehen, da sie die subtile Schau besass. Savitri sah, dass er die Todesschlinge bei sich trug, um Satyavans Seele aus dem Körper herauszuziehen. Normalerweise kommt Yama nicht selbst, sondern einige seiner Helfer.

Savitri fragte ihn, wer er sei und warum er gekommen sei. Yama antwortete: „Ich bin das Ende. Dein Mann hat ein sehr rechtschaffenes Leben geführt, daher bin ich selbst gekommen, um ihn abzuholen.“ Er nahm Satyavans Seele heraus und ging mit ihr nach Süden, der Richtung, über die Yama herrscht.

Savitri fühlte sich sehr traurig. Sie legte den Körper ihres Mannes nieder, trat aus ihrem Körper aus und folgte Yama in ihrem ätherischen Körper. Yama sah sie und sagte ihr: „Du kannst diesen Weg nicht gehen, es ist zu früh für dich. Kehre um, sonst gehst du verloren.“ Savitri entgegnete ihm: „Du gehörst zu den Wesen, die das Gesetz erzwingen. Gemäss meinem Dharma (Schicksalsgesetz) sollte ich meinem Mann folgen, dies ist meine höchste Verantwortung.“

Yama war über ihre Furchtlosigkeit überrascht und hatte Gefallen an ihr. Er stellte ihr viele Fragen, die sie alle sehr gut beantwortete. Er fühlte sich Savitri zugeneigt und sagte schliesslich: „Ich gewähre dir drei Wünsche – ausser das Leben deines Mannes.“ Savitri bat zunächst darum, ihr Schwiegervater möge sein Augenlicht und sein Königreich zurückerlangen, und Yama gewährte es. Dann bat sie ihn: „Segne mich mit Kindern“, und er erwiderte: „So sei es“. Daraufhin entgegnete sie: „Dies bedeutet, dass du meinem Mann das Leben zurückgeben musst.“

Der Herr des Todes war perplex und verstand erst dann die Subtilität ihres Arguments, denn sie würde keinen zweiten Ehemann akzeptieren. Er lächelte und sagte: „Es ist der Wille des Herrn, dass ich das Leben deines Mannes nicht fortnehme.“ So gab er ihm das Leben zurück. Savitri und Satyavan kehrten nach Hause zurück; ihr Schwiegervater erhielt wieder sein Augenlicht und sein Königreich zurück.

Die Erzählung von Savitri und Satyavan gleicht der Geschichte von Isis und Osiris oder von der Kreuzigung und Auferstehung Christi. Savitri steht für das Licht des inneren Bewusstseins, das der tief in der Materie begrabenen Seele folgt und sie wieder emporführt. Der Wahrheitsträger hatte die Wahrheit verloren, doch er findet sie wieder, weil das Bewusstsein, das Licht in der Dunkelheit, immer bei ihm ist. Je mehr wir auf die Savitri in uns hören, die Stimme des Gewissens, desto leichter kehren wir zum Licht zurück.

Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Uranus. / div. Seminarnotizen. E. Krishnamacharya: Das Buch der Rituale. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati, D-Wermelskirchen (www.kulapati.de). Sri Aurobindo: Savitri. (http://savitrithepoem.com).