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  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Jungfrau

Erster Teil

Die verborgene Wirklichkeit hüten

Mit dem Übergang der Sonne vom Löwen in die Jungfrau ist eine Veränderung in den Qualitäten der Zeit zu beobachten: Die dynamischen Löwe-Energien wandeln sich um in den sanften und doch machtvollen Charakter der Jungfrau. Ihr Grundton ist, die verborgene geistige Wirklichkeit zu behüten, zu nähren und schliesslich zu offenbaren.

Stier, Jungfrau und Steinbock - die drei Erdzeichen des Tierkreises - stehen in besonderer Weise mit dem Mutter-Aspekt der Schöpfung in Verbindung:

  • Den Körper hat uns unsere Mutter gegeben; dies wird vom Tierkreiszeichen Stier dargestellt.
  • Die Liebe, die wir durch die Mutter oder auch die Partnerin erhalten, repräsentiert das Zeichen Jungfrau.
  • Das dritte Erdzeichen, Steinbock, steht für die Geburt des Kindes durch die Mutter.

Es besteht eine tiefe Beziehung zwischen Steinbock und Jungfrau, denn interessanterweise steigt am Tag der Wintersonnenwende um Mitternacht, wenn die Sonne in den Steinbock eintritt, das Zeichen Jungfrau am Horizont auf (Aszendent). Von Jungfrau aus gezählt ist Steinbock das fünfte Zeichen; das fünfte Haus des Tierkreises zeigt die Geburt eines Kindes an. So wird zur Wintersonnenwende im Steinbock jeweils die Geburt des Sohnes der Jungfrau gefeiert. Denn die nun beginnende Nordwärtsreise der Sonne bringt der Erde die erneute Zunahme des Lichts und seiner lebensspendenden Strahlen.

Symbolhafte Bedeutungen

Die Symbole der Tierkreiszeichen verweisen auf grundlegende geistige Realitäten und schöpferische Prozesse. Mit Bildern oder Figuren werden Wahrheiten illustriert, um sie anschaulich verständlich zu machen. Auch haben aus geistiger Sicht die Bezeichnungen Vater und Mutter, Sohn und Tochter einen symbolhaften Charakter und sind nicht mit den biologischen Verwandtschaften gleichzusetzen: Die Mutter verkörpert die Natur und das Licht der Schöpfung, die sich aus dem Dunkel erhebt. Der Vater ist ihr Hintergrund, der alles Geschaffene in Existenz hält. Der Sohn steht für die Seele, die Frucht der Vereinigung vom Vater-Geist mit der Mutter-Materie. Die Tochter repräsentiert den Licht- oder Seelenkörper, der durch rechten Umgang mit dem Form- und Liebesaspekt der Natur entwickelt wird. Im Spirituellen ist die weibliche Form in der Schöpfung ein besonderes Symbol der Mutter, und wir sollten nicht durch ein falsches Verhalten Frauen gegenüber Kummer hervorrufen.

Vom lateinischen Wort für Mutter (mater) stammt das Wort Materie, und der Buchstabe M wie auch seine Umkehrung W zeichnen die Wellenbewegung des Wassers (engl.: water) nach. Das Jungfrau-Zeichen, ?, symbolisiert ebenfalls die Welle (m), die gekreuzte Linie deutet den Mutterschoss an. Im Mutterschoss der Zeit, umgeben von den Wassern des Raumes, wachsen die Dinge bis zur rechten Zeit heran. In den meisten Theologien können wir dieses Wasser finden, die ursprüngliche oder jungfräuliche Materie. Diese Jungfräulichkeit bezeichnet den Zustand der Materie vor der Entstehung der Form, in Reinheit befruchtet durch die Potenz des Geistes. Ein anderer Name für dieses Wasser ist der Äther. Er ist das Feld oder die Matrix (wörtl.: Gebärmutter) aller Manifestationen, der von Möglichkeiten schwangere Raum, auch „Mutter der Welt“ genannt.

Der Regenbogen-Stoff

Es heisst, dass der Vater sich durch die Augen der Mutter ausbreitet: Der Geist strömt durch die Weltenmutter in sieben Ebenen, sieben Farben, sieben Tonleitern der musikalischen Klänge usw. herab. Als sieben Tage werden in der Bibel die Zeitperioden der Schöpfung beschrieben. Viele alte Religionen stellen die Weltenmutter umgeben mit einer siebenfarbigen Aura des Regenbogens dar, und daher ist regenbogenfarben die Jungfrau-Farbe. Der Regenbogen symbolisiert auch die Brücke zwischen der formhaften und der formlosen Welt.

Die formhafte Welt ist in ständiger Bewegung von sich wandelnden Qualitäten. Wir sollten diese Qualitäten wie Kleidungsstücke betrachten: ein rotes, ein blaues, ein grünes Kleid. Es ist, als ob wir uns Kleider anziehen, die mit unterschiedlichen Farben gewebt sind. Ausser diesen drei Kleidern gibt es das weisse Kleid, auf das die Eingeweihten hinweisen: das herrliche weisse Kleid. Es ist das Licht der Seele, und jeder von uns ist eine Seele mit diesem Licht.

Uns selbst gibt es mit und ohne Kleid. Doch meist sehen wir nur das Tuch oder die Muster und vergessen die Fasern, aus denen der Stoff gewebt ist. Ein Eingeweihter ist sich der Existenz jenseits der Qualitäten voll bewusst. Deshalb gilt er als ein Mensch ohne Kleider. Verbinden wir uns in regelmässiger Übung mit dem, was wir jenseits der Formen und Qualitäten im Inneren sind - mit der reinen Existenz und ihrem Licht als Gewahrsein - dann kommen und gehen die Qualitäten entsprechend ihrer Periodizität, doch wir existieren weiterhin.

Einbeziehend werden

Die Jungfrau wird dargestellt mit einer Getreideähre in der einen Hand und einer Lampe in der anderen. Die Ähre repräsentiert die in ihrem Schoss heranwachsende Frucht, ihren Sohn, die geistige Nahrung der Menschheit. Die Lampe ist das Symbol des geistigen Lichtes in der Dunkelheit.

Beim Durchschnittsmenschen regiert Merkur die Jungfrau. Er fördert einen kritischen und analytischen Verstand, der für den Umgang mit der objektiven Welt wichtig ist. Doch das Verstandesdenken beschäftigt sich nur mit dem Konkreten und mit Details und nimmt die Synthese der Dinge nicht wahr. So sperrt sich der Mensch in einen Käfig ein.

Daher stellt Jungfrau die Begrenzungen dar, die durch Unwissenheit und Missverständnisse, durch Abneigung und Ablehnung entstehen. Synthese fordert Einbeziehung und nicht Ablehnung. Deswegen müssen wir lernen, einbeziehend zu werden. Hier hilft uns die Jungfrau in ihrem höheren Aspekt: sie lehrt uns zu dienen, sich in einer liebevollen und wohlwollenden Haltung zum Wohle der Menschen und der Mitschöpfung einzusetzen. Der Schlüssel für die Jungfrau ist, zu arbeiten, ohne nach Lohn Ausschau zu halten. Man kann Lohn erhalten, aber man schaut nicht danach aus. Indem wir so handeln, werden wir innerlich gereinigt und das Licht strahlt immer mehr hindurch.

Zweiter Teil

Die Mutter der Welt

Wenn wir einen Kieselstein in einen stillen See werfen, lässt dies für eine gewisse Zeit immer neue Wellen entstehen, die sich als Kreise ausbreiten und nach einer Weile wieder verklingen. Das Hervortreten der Schöpfung ist wie das Auftauchen von Wellen: durch den ersten Impuls entsteht im grenzenlosen Raum eine Manifestation, ein Aktivitätsfeld tritt in Erscheinung. Es ist von seiner Begrenzung umgeben und hat seine Ordnung und Zeitdauer. Zyklische, periodische Ausstrahlungen bringen die Schöpfung auf ihre dichte Ebene herab, und periodisch wird sie auch wieder zurückgeführt. Es ist das Gleiche, wie wenn Dampf sich zu Wasser und Wasser zu Eis verdichtet und wieder auflöst. Obwohl die Formen sich unterscheiden, bleibt die Substanz in verschiedenen Zuständen und Ebenen dieselbe.

Jeder Form wohnt die ursprüngliche, reine Materie inne, sie ist die Mutter aller Formen und Qualitäten. Elektrizität, Magnetismus, Licht, Hitze und alle chemischen Reaktionen, mit denen sich die Wissenschaftler befassen, sind aus ihr geboren. Im Zustand vor der Entstehung der Formen wird sie in alten Theologien als die Heilige Mutter der Schöpfung bezeichnet, als Isis, die himmlische Jungfrau. Ihre Befruchtung durch den Vater-Geist wird auch die unbefleckte Empfängnis genannt. Aus der „Mutter der Welt“ geht die ganze Schöpfung als eine Ausstrahlung der göttlichen Idee hervor, mit dem Vater als Substanz. Die „grosse Mutter des Sonnenaufgangs“ wird im Osten Gayatri genannt. Das uralte Gayatri-Mantram ist eine Kontemplation über diesen Quell des Lichtes, der die Grundlage der kosmischen, solaren und planetarischen Sphären ist. Es ist eine Bitte an den Herrn des Lichts, unseren Willen zu inspirieren und zu erwecken: „Wir meditieren bzw. kontemplieren über jenes Licht des Herrn, damit es uns umarmen und unseren Willen erwecken möge“, lautet eine einfache Erklärung der Gayatri.

Qualitäten der Jungfrau

Das Tierkreiszeichen Jungfrau symbolisiert das Licht der jungfräulichen Natur, das sich durch die sieben Skalen des Klangs, der Farbe, der Materie und der Naturreiche manifestiert. Daher ist der Regenbogen, aber auch milchweiss die Farbe dieses Zeichens, sieben seine Zahlenqualität, sein Metall das verborgen strahlende Radium. In der Symbolik hält die Jungfrau in der einen Hand eine Lampe, als Zeichen des geistigen Lichts, des Lichts in der Dunkelheit, in der anderen eine Kornähre, was ihren Sohn als geistige Nahrung der Menschheit darstellt. Jungfrau herrscht über Pflegeberufe, Fürsorgeeinrichtungen und Dienst an der leidenden Menschheit. Liebe, Zuneigung, Zugehörigkeitsgefühl sind charakteristische Merkmale. Jungfrau-Menschen auf den ersten Stufen des Pfades haben den Wunsch, für ihre Arbeit und Anstrengungen anerkannt zu werden, und die Neigung, sich übermässig um ihre Gesundheit und Ernährung zu sorgen. Sie fürchten sich auch, ihre eigene Meinung zu äussern oder sich den Vorschlägen anderer zu widersetzen. Wenn sie beginnen, Selbstvertrauen zu entwickeln und das zu tun, was sie als richtig erkennen, werden sie erfolgreich sein.

Der Weg der Einbeziehung

Jungfrau ist das Zeichen der Analyse und des Wissenschaftlers, der bei seiner Suche nach Wissen die Dinge zergliedert und die Sicht des Ganzen verliert. Das gegenüberliegende Zeichen Fische steht für Synthese, für den Künstler und den Menschen, der sich mehr um die Einheit der Dinge kümmert. Jungfrau ist das sechste Zeichen und mit dem sechsten Haus des Horoskops verbunden, das über Einschränkungen, fehlendes Verständnis und Missverständnisse herrscht. Merkur regiert auf den niederen Ebenen und begünstigt Nörgelei und kleinliches Denken. Unsere falsche Auffassung und Abneigung gegenüber Dingen und Situationen hindert uns daran, ihren Sinn und Zweck zu erkennen. Wir sollten keine Form oder Qualität ablehnen, denn alles in der Schöpfung ist für etwas geeignet und hat seine Rolle zu spielen. Unerwünschte Eigenschaften in uns werden durch Ablehnung und Ermahnen nur noch stärker, wir sollten intelligent an ihnen arbeiten, um sie zu überwinden. Wenn wir ablehnen, werden auch wir abgelehnt. Lehnen wir das Geld ab, dann lehnt auch das Geld uns ab. Vernachlässigen wir die Gesundheit, vernachlässigt die Gesundheit uns ebenfalls. Der Pfad zur Wahrheit ist der Weg der Einbeziehung durch Integration und nicht ein Weg der Konfrontation. „Die alte Welt wies die Mutter der Welt zurück, aber die Neue Welt fängt an, Ihren strahlenden Schleier wahrzunehmen.“ (Agni Yoga, § 55)

Jungfräuliches Gewahrsein

Jungfrau ist das veränderliche Erdzeichnen; für den Durchschnittsmenschen sowie auf den ersten Stufen des Pfades stellen die drei Erdzeichen Materie dar, die grobstoffliche Seite der Natur. Wir müssen darauf achten, nicht in der Objektivität stecken zu bleiben. Wenn wir ständig im Äusseren leben, ist unser Denken von den Dingen erfüllt, die die Sinne angesammelt haben. Wir sind wie ein vollgeschriebenes Blatt, wir können keine Eindrücke von innen aufnehmen. Wenn wir in der Lage sind, die Tür zur Objektivität zu schliessen, wird die Energie, die durch die fünf Sinne nach aussen strömte, zu ihrer Quelle zurückgeführt. Die mentalen, emotionalen und physischen Eindrücke im Bewusstsein hören auf, und wir erlangen einen Zustand jungfräulichen Gewahrseins. Unser Denkvermögen reflektiert dann das Licht aus der Subjektivität. Wir sind in Wahrheit ein Licht, das von dem LICHT kommt. Das Denkvermögen ist eine Umhüllung um uns herum, wir sind nicht diese Umhüllung, sie spiegelt unser ursprüngliches Wesen nur wider. Die Meditation über den Jungfrau-Vollmond regt den Vorgang der unbefleckten Empfängnis an, durch den in uns die Geburt einer ursprünglich reinen, göttlichen Bewusstseinsqualität geschieht und wir auf die Ebene des „Sohnes der Jungfrau“ erhoben werden.

Das kosmische Licht reflektiert sich viel leichter durch uns, wenn wir einen reinen Körper besitzen, der auch ein Ätherkörper aus der jungfräulichen Materie der Jungfrau genannt wird. Der Schlüssel dafür ist, zum Wohle anderer zu arbeiten - Geld und Zeit, Energie und aufbauende Worte zu geben - ohne nach Lohn Ausschau zu halten. Man kann ihn erhalten, aber man erwartet ihn nicht. Daher ist Jungfrau hauptsächlich ein Zeichen, das sich auf den Dienst auf der physischen Ebene bezieht. Wenn dieser Dienst selbstlos ist, wird man automatisch gereinigt und das Licht scheint durch.

Dritter Teil

Perspektive und Symbole

Alles was wir in der Natur beobachten, ist nur, wie es uns erscheint. Wohin wir auch gehen, wir haben immer unseren eigenen Standpunkt und unsere eigene Sichtweise. Für uns ist der Himmel blau und der Horizont ein uns umschliessender Ring. Der Verstand führt uns zwar zu der Erkenntnis, dass es weder einen Horizont noch das Blau des Himmels gibt. Diese Tatsache zu wissen alleine nützt uns jedoch nichts: Wir müssen akzeptieren, dass von Geburt an der Horizont uns als Kreis umschliesst und wir dessen Zentrum bilden. Beide Perspektiven, die intellektuelle und die erfahrungsmässige, sind nur Teile der Wahrheit. Die Annäherung eines Sehers an die Wahrheit ist in erster Linie synthetisch und nicht analytisch. Durch eine intuitive Betrachtensweise wird das intellektuelle Denken ergänzt, und wir können so zu einem umfassenden Verstehen gelangen.

Das Tierkreiszeichen Jungfrau steht für das analytische Denken, das gegenüberliegende Zeichen Fische für das synthetische. Sind wir auf Details ausgerichtet, können wir verwirrt werden und den Blick auf das Ganze verlieren. Betrachten wir die Dinge mehr intuitiv und weniger intellektuell, enthüllen sich uns die grösseren Zusammenhänge. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise kommt dabei nicht ohne den Gebrauch von Symbolen aus.

Die Wissenschaft der Symbolik zeigt, dass alles, was erscheint, auf eine zugrundeliegende verborgene Wahrheit hinweist. Alles Sichtbare ist eine Manifestation des Unsichtbaren. Jede Gestalt ist ein Symbol und die ganze Schöpfung eine Zusammenstellung von Symbolen. Es gibt menschengemachte, aber auch universale Symbole. Menschengemachte Symbole wie die Schrift einer Sprache sind niemals universal, sie sind auf eine Gruppe von Leuten beschränkt, die eine gemeinsame Übereinkunft haben. Die universalen Symbole hat nicht der Mensch erfunden, sondern sie wurden von ihm empfangen. Sie bilden die Sprache der Götter, die vom Menschen zu entziffern ist. Sie sind das Uralphabet und enthalten Zahl, Form, Klang, Farbe, Geruch, Geschmack, Berührung sowie das Denken. Sie existieren als schöpferische Intelligenzen (Devas) und sind zunächst verborgene Eigenschaften. Sie können jedoch von uns enthüllt werden.

Jungfrau – die grosse Mutter

Zum Beispiel wird die nährende und beschützende Kraft der Natur symbolhaft dargestellt als die Jungfrau Maria, die das Christuskind in ihren Armen hält. Die Natur schützt jeden, der ihre Gesetze respektiert. Befolgen wir das Gesetz, führt uns dies zur ursprünglich reinen und jungfräulichen Natur des Bewusstseins. Wenn das Denkvermögen von den Dingen erfüllt ist, die die Sinne angesammelt haben, ist es kein jungfräuliches Denken. Ein jungfräuliches Denken ist wie ein Bildschirm, wo noch keine Darstellung entstanden ist. Wir können es erlangen, wenn wir uns nach innen wenden und so das Denken von den Eindrücken aus der Objektivität befreien. Dann ist es in der Lage, frische Dinge zu empfangen. Das jungfräuliche Gewahrsein wird als die Mutter oder das Licht der Welt verehrt, und der Vater als der Hintergrund. Das Licht der Welt manifestiert sich durch die sieben Skalen des Klangs, der Farbe, der Materie und der Naturreiche. Alle weiblichen Formen in der Schöpfung sind ein Symbol der Mutter der Welt und sie dürfen nicht missbraucht werden. Die ganze Natur ist ein Netzwerk, das als das Gewand der Mutter beschrieben wird, als der Schleier der Isis, welcher die Wahrheit verhüllt: „Ein solches sich ausbreitendes, fliessendes Netzwerk hat eine ungeheuer heilsame Bedeutung. Man sollte nicht nur Gedanken, sondern auch psychische Energie bis in grosse Entfernungen senden. Die Menschen des Altertums nannten ein solches fliessendes Netzwerk den Stoff der Mutter der Welt.“ (Feurige Welt II, § 309)

Wir können um den Segen der Mutter beten und sie bitten, uns zu führen. Wir denken vielleicht, wir seien intelligent, und suchen mit unserem kleinen Gehirn aussen unseren Weg. Doch die Mutter kann uns davor schützen, dass wir falschen Wegen folgen. Sie kann uns das rechte Verständnis gewähren und uns helfen, den richtigen Weg zu finden - in bezug auf die wirtschaftliche Lage, den Lebenspartner und den richtigen Lehrer. Wir können die Gegenwart der Mutter erfahren, wenn wir in der Form, der Farbe und der Schwingung eines Symbols ihre Botschaft erkennen. Durch eine Blume gibt die grosse Mutter ihre Gegenwart als Schönheit und als Duft. Durch das Zeichen Jungfrau findet sie ihren Ausdruck in der Natur und im Menschen.

Zuneigung, Wohlwollen und Liebe zu Verwandten sind der Grundton des Zeichens. In diesem Monat geborene Personen sind von Natur aus dienstbereit und dienen gemäss dem ihnen erwiesenen Wohlwollen. Sie sind leicht entmutigt, wenn andere nicht kooperieren. Nichts täuscht sie mehr als ein falsches Wort der Sympathie. Ihre Bescheidenheit ist gut, doch sollten sie Selbstvertrauen entwickeln und anfangen, genau das zu tun, von dem sie überzeugt sind, dass es richtig ist. Sie sollten sich von der Vorstellung befreien, dass sie verpflichtet seien, Dinge gegen ihre Überzeugung zu tun oder dass andere sie führen sollten.

Das bewegliche Erdzeichen Jungfrau wird auf der weltlichen Ebene von Merkur regiert und auf der subtilen vom Mond. Astrologisch steht Merkur für das Denkvermögen oder die Seele, welche die Sonne, den Geist, zum Vater und den Mond, die Natur, zur Mutter hat. Wenn das merkurische Denkvermögen auf das Materielle gerichtet ist, wird es weltlich und geschäftig. Ist es jedoch in der Nähe der Sonne und auf den Geist ausgerichtet, so wird es göttlich; es übermittelt Weisheit und erleuchtet unseren Weg.

Heirat und Schwangerschaft

Das Sakrament der Ehe gilt als das heiligste, da sich hier die Dreiheit von Geist, Kraft und Materie verbindet, zum Wohlergehen des Planeten und seiner Lebewesen. Der Bräutigam wird als die Verkörperung des Geistes und die Braut als die der göttlichen Natur angesehen. Ihre Heirat ist eine Vereinigung und keine Verbindung. Tiere paaren sich, der Mensch heiratet. Diese Vereinigung offenbart eine höhere Absicht, sie ist ein Ebenbild der Vereinigung von Geist und Materie für eine neue Schöpfung. Jede schwangere Frau ist eine Wiederholung der Weltmutter. Das Kind, das sie zur Geburt bringt, ist eine Mikroschöpfung und gleicht der Entstehung des Kosmos. Das Ei in der Gebärmutter ist ein Prototyp des Globus, und in seiner makrokosmischen Entsprechung tritt es als das Weltenei hervor. Symbolhaft wird es dargestellt als ein Kreis mit einem Mittelpunkt. Die Geburt eines Menschen auf der Erde bildet in der Tat die Geburt seines Globus. Er ist das geometrische Zentrum des ihn umgebenden Raums, des Globus seines weltlichen Lebens. Diese Symbolik ist einer der Hauptschlüssel zum Verständnis des Tierkreises, und der Jungfrau-Vollmond wird auch der Schöpfungsmond genannt.

Die Schwangerschaft ist eine Zeit der Formbildung; alles was an Energie einströmt, geht auf das Kind über und kristallisiert sich da: Was immer die Mutter und der Vater während dieser Zeit denken und tun, wird als Eindruck auf das Kind übertragen. Einem inkarnierenden Ego kann sehr viel Erziehung zukommen, solange es noch im Mutterleib ist. Wenn das Paar während der Zeit vermehrt Schriften liest, sich an Ritualen beteiligt und Handlungen des guten Willens ausführt, wird sich der Eindruck dieser Aktivitäten auf das Kind im Mutterleib niederschlagen. Dies ist die beste Art des Lehrens. Das Paar sollte harmonisch zusammen arbeiten, um ein Kind guten Willens zur Geburt bringen zu können. Wenn das Kind dann in die Objektivität herauskommt, trägt es die Samen der Weisheit in sich, die sich mit der Zeit entfalten und später zur zweiten, zur spirituellen Geburt führen können. So enthalten Hochzeit und Schwangerschaft einen tiefen Zweck und eine Verantwortung.

Vierter Teil

Verzerrtes und reines Denken

Unser Denken hat die natürliche Fähigkeit, empfangen zu können. Es empfängt Informationen von aussen, durch die Sinne, und entwickelt damit Wissen und Vorstellungen über die Objektivität. Die Informationen werden vom Gedächtnis aufbewahrt. Was als unser Denken in Tätigkeit tritt, ist meist nichts anderes als die Arbeit des Gedächtnisses. Auch unser subjektives Denken ist häufig nur eine vom Gedächtnis verursachte Reproduktion. Wenn wir unsere Augen schliessen, um zu meditieren, öffnen wir gleichsam die Tür zum Speicher des Gedächtnisses: Das Denken wandert umher und erinnert uns an Ereignisse, Personen und Orte, die alle aus dem Warenhaus der Objektivität stammen. So wird das Denken ständig von der äusseren Welt imprägniert, und es beschäftigt sich damit, Wünsche zu befriedigen oder aus der Erinnerung angeregte Erfahrungen zu suchen.

Es ist jedoch wichtig, uns daran zu erinnern, dass wir Seelen sind. Wir sind Bewusstsein, das sich durch den Träger des Körpers in die Objektivität hinein ausdrückt. Die Seele ohne Verzerrung strahlt Liebe, Licht und Willen aus. Wenn die Seele in die Objektivität kommt, wird das Licht in der Persönlichkeit reflektiert und es besteht die Möglichkeit einer Störung. Das Körperbewusstsein überschattet die Seele und nimmt sie gefangen, denn wenn sich das Denken mit anderen Dingen als dem Licht beschäftigt, wird die innere Strahlkraft verdeckt. Die Störung des subjektiven Denkvermögens verursacht Störungen unseres persönlichen Verstehens. Verzerrungen geschehen auf der Gedankenebene, in der Sinnesaktivität, in unserem Sprechen und Handeln. Wann immer das Denkvermögen durch Störungen erschüttert wird, wird das gesamte Bild der Wahrheit gestört. Das jungfräulich reine Denken kann die Wahrheit unverzerrt spiegeln und sie so von der absoluten bis zur objektiven Welt zum Ausdruck bringen. Dieses Denken empfängt direkt aus der Quelle, es ist nicht reproduktiv, sondern ursprünglich schöpferisch. Es besitzt magnetische Strahlkraft, Inspiration und Frische, da es keine Wiederholung von früher Gegebenem ist oder aus dem Gedächtnis reproduziert wird.

Dreifache Spiegelung

Das Denkvermögen existiert grob gesagt auf drei Ebenen. Die erste ist die Ebene der Widerspiegelung des absoluten Gottes in der spirituellen Triade; die zweite die Widerspiegelung der spirituellen Triade als Persönlichkeit; die dritte, wenn sich die Persönlichkeit in der Objektivität widerspiegelt. Die spirituelle Triade ist eine Widerspiegelung des unaussprechbaren Gottes, und das Denkvermögen, das den unaussprechlichen Gott als die spirituelle Triade widerspiegelt, wird das jungfräuliche Denkvermögen genannt und vom Tierkreiszeichen Jungfrau symbolisiert. Wenn sich der jenseitige Gott durch Geist und Materie in der Schöpfung widerspiegelt, wird er zum Wort, das bei Gott war. Die Schriften bezeichnen es auch als das ursprüngliche Licht, die himmlische Jungfrau oder die Mutter der Welt. Es ist unsere siebte Existenzebene, und das Mantram der Gayatri ruft dazu auf, über dieses Licht des Einen zu meditieren, das aus der Dunkelheit jenseits der sieben Ebenen der Existenz hervorkommt, damit es uns umarmen und unseren Willen erwecken möge. Es schlägt vor, dass wir Licht werden und mit diesem Licht verschmelzen. So können wir zu Söhnen der Jungfrau werden. Die Söhne der Jungfrau werden in „unbefleckter Empfängnis“ geboren, denn sie sind zu einem reinen Gefäss geworden, durch das sich die Gnade des Göttlichen ergiessen kann. Das ursprüngliche Weisheitskonzept der Jungfräulichkeit wurde von manchen Religionen verzerrt und als ihr Eigentum dargestellt. Jungfräulichkeit zu erlangen, das supramentale oder buddhische Bewusstsein, ist nicht das Vorrecht nur eines Gottessohnes oder einer Religion, sondern das höchste Streben jedes Menschen. Der Weg dazu wird der Pfad der Jüngerschaft genannt.

Kaleidoskopartige Vielfalt

Auf den niederen Ebenen verkörpert das bewegliche Erdzeichen Jungfrau Unwissenheit und Verzerrungen der Wahrheit. Das von Jungfrau regierte sechste Haus des Horoskops zeigt falsche Auffassungen und Missverständnisse an. Merkur als Regent führt hier zu Schwierigkeiten und Streit. Abneigungen und Ablehnung grenzen uns ein und wir leiden darunter. Wenn wir lernen, über Konfrontation und kritisches Analysieren hinauszukommen, vermittelt uns Merkur das Licht des höheren Verstehens. So können wir allmählich unsere eigenen Beschränkungen erkennen, sie akzeptieren und andere Perspektiven einbeziehen.

Jungfrau steht für die kaleidoskopartige Vielfalt der Schöpfung. Ihre Farbe sind die sieben Farben des Regenbogens. Er bildet die Brücke zwischen dem Subtilen und dem Groben und symbolisiert die strahlende Aura der Weltmutter. In der Energie der Weltmutter finden alle Formen, Farben und Klänge zur Übereinstimmung: „Ich existiere in grosser Vielfalt auf allen sieben Ebenen. Alle sieben sind nur Ich.“ Wenn alle sieben zusammen visualisiert werden, entspringt Freude im Inneren.

Die Gestalt der Gayatri

Eine östliche Illustration der Weltmutter ist die Gestalt der sechsgesichtigen Gayatri, von denen fünf sichtbar sind. Die sechs Gesichter der Sonnengottheit tragen fünf Farbaspekte, nämlich das solare und das lunare Licht, die Farben Blau, Rot und Goldgelb sowie die unsichtbare Farbe des Hintergrunds. Die Gesichter werden auch geometrisch als die sechs Seiten eines Würfels dargestellt. Sie verkörpern die sechs Energien des Sonnenjahrs, die durch die 12 Tierkreiszeichen in ihren männlichen und weiblichen Aspekten dargestellt werden. In ihrer Gesamtheit bilden sie eine Synthese des ursprünglichen Lichtes.

Die Tochter des Berges

Neben der symbolhaften Darstellung gibt es nach den Weisheitslehren auch eine Verkörperung der Weltmutter in physischer Form. Genauso wie Lord Maitreya, Sanat Kumara und alle anderen grossen Wesen existieren, gibt es im Himalaya auch die verkörperte weibliche Energie, die Tochter des Berges genannt. Die Geheimlehre bezeichnet sie als Stella Maris, den Meeresstern, das kostbare Juwel, und Meister E.K. beschreibt sie im Buch „Das Menschenopfer“. Sie erscheint in Gestalt einer Yogini, als eine junge Frau von ungefähr achtzehn Jahren, oft begleitet von einem Löwen oder auf ihm reitend. Ihre Haarlocken sind über dem Haupt zusammengebunden, ihr Antlitz strahlt Frieden aus und sie versprüht ein anmutiges Lächeln. Sie ist der Leitstern für die ganze geistige Hierarchie, und oft wenn diese in einer Krise eine Lösung sucht, dann sorgt sie dafür. Wir können uns diese herrliche Form der göttlichen Mutter bildlich vorstellen, um über sie zu meditieren und so den Segen ihrer Gegenwart zu erfahren.

Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Herkules: Der Mensch und das Symbol. / Dattatreya. Symbol und Bedeutung / div. Seminarnotizen - E. Krishnamacharya: Spirituelle Astrologie / Opfer des Menschen. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D-Wermelskirchen (www.kulapati.de) - A. A. Bailey: Esoterische Astrologie, Lucis-Trust, Genf. (www.netnews.org / www.lucistrust.org). - Agni Yoga / Feurige Welt II. Agni Yoga Society, New York (www.agniyoga.org)