{"timeout":"7000","width":"990"}
  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Der fünfte Strahl

Das konkrete Denken

Der fünfte Strahl

Materie und Geist ergänzen einander; das eine ist nicht höher als das andere. Sie sind wie Ehepartner, und durch ihre Verbindung manifestiert sich die Dreiheit von Geist, Kraft und Materie. Das Seelenbewusstsein ist der Mittelpunkt zwischen Geist und Materie; in ihm sind Materie und Geist ausgeglichen. Die Seele, auch das höhere Selbst genannt, besteht ihrem Wesen nach aus Licht. Wir sind ein zusammengesetztes Wesen. In uns gibt es das niedere Selbst, die Persönlichkeit, und wir sind das höhere Selbst, die Seele. Das niedere Selbst spiegelt die Seele durch das Denken in der Materie wider. Das Denkvermögen ist das widerspiegelnde Prinzip; es existiert in der Schöpfung wie auch in uns. Je nach unserer Orientierung erscheint es als das niedere oder als das höhere Denken. Das konkrete Denkvermögen kann organisieren, das höhere Denken kann intuitiv Dinge aufnehmen.

Dieses Denken der Seele wird auch Buddhi genannt, die Ebene der Weisheit; das niedere oder konkrete Denken wird Manas genannt. Eigentlich ist Manas ein neutrales Prinzip. Wenn wir es auf irdische Dinge ausrichten, wird es in Bezug auf irdische Dinge kristallisiert. Die Weisheit hilft, das konkrete Bewusstsein weicher und für subtile Eindrücke empfänglich zu machen. Wenn wir stärker auf die feinstofflichen Welten ausgerichtet sind, dann befinden wir uns mehr im Bereich der Seele. Sind wir mehr dem Materiellen zugeneigt, dann leben wir in der Persönlichkeit und das Denken konkretisiert sich zu festen Formen und Strukturen. Das Denken der Persönlichkeit steht weit unterhalb vom Denken der Seele.

Der fünfte Strahl ist die Energie des konkreten Denkens und der Wissenschaft. Er wird auf Sanskrit ‚Sannaddha’ genannt, was konkretes Wissen bedeutet. Der fünfte Strahl steht mit der Aktivität unseres Denkvermögens und dem Mond in Verbindung. Unser sichtbarer Mond am Firmament ist nur ein Körper, der das Mond-Prinzip für diese Erde enthält, weil er die Strahlen der Sonne auf die Erde reflektiert. Beim Individuum wie auch kosmisch ist der Mond das Symbol des Denkvermögens. Die alten Weisheitslehren betrachteten den Mond als das Denkvermögen der Erde. Sein Strahl formt auf sichtbare und auf subtile Weise den Mentalkörper der Erde. „Der Mond ist aus (Seinem) Denkvermögen geboren”, heisst es im Purusha Sukta.

Der fünfte Strahl des konkreten Denkvermögens wird im Schöpfungsvorgang gebraucht, um organisiertes Denken zu entwickeln. In der Evolution gab es eine Zeit, in der sich die Seelen nicht selbst durch den Körper zum Ausdruck bringen konnten. Sie mussten hinausgezogen werden, um das konkrete Denken entwickeln zu können. Die Seelen mussten lernen, das Denkvermögen, die Sinne und den Körper zu gebrauchen. Sie benötigten das konkrete Denken, um sich in der Welt zum Ausdruck bringen und um dort Erfahrungen machen zu können. Dasselbe geschieht auch heute mit den Kindern. Vor allem zwischen dem ersten und dem fünften Lebensjahr müssen sie lernen, ihre Sinne zu gebrauchen und gut mit der Objektivität in Beziehung zu treten. Doch wir sollten auch lernen, wie wir wieder nach Innen zurück gelangen können.

Hindernisse

Mit dem konkreten Denken sind wir heute vorwiegend nach aussen hin orientiert. Während das konkrete Denken für äusseren Erfolg sehr hilfreich ist, schafft eine übermässige Neigung zur materiellen Seite der Dinge Hindernisse. Der fünfte Strahl verfestigt das Denken und erzeugt so starke Standpunkte, Fixiertheit und Zweifel den subtilen Welten gegenüber. Unser Denkvermögen wird mit weltlicher Materie gefüllt und erlaubt uns so nicht mehr, nach innen zu gehen. Der Zugang zum subjektiven Bewusstsein wird geschlossen. Das Gehirn wird unsensibel und kann dann keinerlei Erleuchtung mehr empfangen. Das höhere Denken möchte uns eine Lösung geben, aber sie kann nur von einem Gehirn, das subtil genug ist, empfangen werden. Damit sich das Tor wieder öffnet, können wir bitten: „Meister, bitte wandle mein Denken um.“ Wenn das Denken umgewandelt ist, können wir das Licht der Seele und den subtilen Glanz der Schöpfung sehen. Die Seele zeigt sich durch das geöffnete Herz.

Wenn sich die Seele in die Welt der Form widerspiegelt, entstehen Verzerrungen. Die göttlichen Qualitäten der Seele – Wille, Liebe und Weisheit sowie intelligente Aktivität – werden durch die Persönlichkeit verzerrt. Der Wille wird zum Verlangen, göttliche Liebe und Wissen werden zu Emotion und emotionalem Verstehen, und die intelligente Aktivität wird zum konkreten Intellekt und dem Verstand. Nur wenn wir zwischen dem niederen oder illusionären Selbst und dem höheren oder wahren Selbst unterscheiden können, sind wir in der Lage, uns selbst zu erkennen. Meditation hilft, die Brücke zwischen dem höheren und dem niederen Denkvermögen zu erbauen.

Anwendung des fünften Strahls

Der fünfte Strahl kann Klarheit bringen und uns helfen, sogar in verwirrenden Situationen einen klaren Kopf zu behalten. Dieser Strahl ist mit Orange verbunden, der Farbe des klaren Denkvermögens. Wenn wir über lange Zeit die leuchtend orange Farbe kontemplieren, reinigt dies unsere Gedanken und schenkt uns ein klares Denken. Mit einem klaren Denken können wir auch leichter Farben visualisieren. Es empfiehlt sich, beim Visualisieren mit Orange zu beginnen und dann zu Goldgelb aufzusteigen. Wenn wir die Augen schliessen und an diese Farben denken, dann sollten wir sie mit der Zeit gut visualisieren können. Am besten machen wir dies während des Sonnenaufgangs oder -untergangs, weil die Sonnenenergie uns hilft, besser zu visualisieren. Wir können auch das Symbol des fünfstrahligen Sterns in Orange verwenden, um unsere Mentalebene zu klären. Wenn wir heute damit anfangen, sollten wir aber nicht schon morgen ein Ergebnis erwarten.

Der fünfte Strahl möchte wissen und in die Tiefe gehen. Er hilft, unser Denkvermögen intensiv auf ein Problem anzuwenden, um so Lösungen für scheinbar unüberwindbare Probleme zu finden. Es ist ein Prozess der kontinuierlichen, intensiven Anwendung unseres konkreten Denkvermögens. Wissenschaftler werden durch den Einfluss dieses Strahls geboren. Erfindungen und Entdeckungen sind das Ergebnis der intensiven Anwendung des fünften Strahls. Diese Strahlqualität führt den Menschen zur Vollkommenheit und treibt ihn an, alles Wissen im liebevollen Dienst zum Wohle der Menschheit einzusetzen und die Situation des Tier-, Pflanzen- und Mineralreichs zu verbessern.

Ost und West

Im Westen ist allgemein der fünfte Strahl stärker ausgeprägt als im Osten. Die westliche Psyche ist vorwiegend mental und auf die materielle Welt ausgerichtet. Im Osten ist der sechste Strahl ausgeprägter; die Menschen sind eher subjektiv und hingebungsvoll. Es gibt aber auch im Osten stark mentale Menschen und im Westen Menschen, die viel emotionale Hingabe haben. Aus diesen allgemeinen Aussagen über die vorherrschende Ausrichtung lässt sich keine Regel ableiten.

Doch in Ländern wie Indien können wir klar erkennen, wie wenig gut das Äussere organisiert ist. Dies entsteht aus einem Mangel an organisiertem konkretem Denken. Im Westen gibt es übermässige Organisation. Die westliche Psyche möchte Dinge im Voraus wissen, damit sie organisieren kann. Dies führt zu einem Mangel an Geduld, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Die östliche Psyche möchte sich nicht für die Zukunft festlegen. Sie ist bereit, ein Ereignis so zu akzeptieren, wie und wann es geschieht. In beiden ist gleichermassen ein Ungleichgewicht vorhanden. Viele Dinge im Leben werden uns nicht angekündigt. Zugleich gibt es manches, was vorher geplant werden muss. Der Osten wird von der starken mentalen Schwingung der westlichen Menschen stimuliert und der Westen erhält viel durch die Bemühung, das Denken des Ostens zu begreifen. Heute wird im Westen viel nach dem gesucht, was hinter dem Sichtbaren verborgen ist, und im Osten gibt es viele Bemühungen, die materielle Seite zu verbessern. Die Beziehung zwischen Ost und West bewirkt eine Übermittlung der Energie vom einen zum anderen. In der Spiritualität heisst es, dass Kopf und Herz im Einklang stehen sollen.

Wissenschaftliches Denken

Das wissenschaftliche Denken, das dem fünften Strahl zugeordnet ist, ist auch sehr charakteristisch für die Energie von Uranus. Die Erkenntnisse der Wissenschaften führen die Forscher bis an die Grenzen des Lichts und der Weisheit. Viele alte Konzepte werden entmystifiziert und in wissenschaftliche Dimensionen geleitet. Bereits die Alten hatten durch wissenschaftliche Experimente vieles erkannt und zuverlässige Wahrheiten im Hinblick auf das Universum herausgegeben. Als die Menschen jedoch durch Leidenschaft und Gier degenerierten, ging die Weisheit immer mehr verloren. Heute stimmt die Wissenschaft mit vielen der so genannten mystischen Konzepte überein, und es findet ein Prozess der Entmystifizierung statt. Die Wahrheitssucher nähern sich der Wahrheit eher auf wissenschaftliche Weise als durch mystische Praktiken. Die wissenschaftliche Annäherung an die Wahrheit wird heute als Okkultismus bezeichnet. Der Yoga-Pfad von Patanjali ist rein wissenschaftlich. Wir benötigen dafür keinen Glauben. Wer der Yoga-Disziplin folgen möchte, wird die gleiche Wahrheit finden, innen wie aussen. Meister CVV sagte von seinem Pfad: „Dies ist ein Weg des direkten Wissens. Ich erlaube keinen blinden Glauben.“

Die Weisheit Gottes, die Theosophie [Theo (Gott) Sophia (Weisheit)] wird heute als Wissenschaft unterrichtet. Sie ist für den Studenten eine Sache des Verstehens, Forschens und Untersuchens der subtilen Dinge. Sie fördert die Erforschung des Menschen nach sich selbst. Indem wir mehr und mehr über uns selbst herausfinden, erkennen wir den Kosmos und Gott, weil wir ein Mikro-Kosmos sind und das, was wir als Schöpfung wahrnehmen, den Makrokosmos darstellt. Alles kann experimentiert, erfahren und dann als Wahrheit erkannt werden. Daher ist die Wissenschaft Gottes eher für denkende Menschen bestimmt.

Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Uranus. Div. Seminarnotizen / E. Krishnamacharya: The Seven Rays. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D-Münster ( www.kulapati.de )