Verantwortung
Ältere und jüngere Brüder
Die Weisheitslehren erklären, dass es Menschen gibt, die wissen, und Menschen, die nicht wissen. Die Wissenden werden als ältere Brüder betrachtet, die den jüngeren Brüdern helfen. Unwissende werden als Kinder angesehen. Sie sind Kinder in Bezug auf ihren Bewusstseinszustand. Sie tun unerfahrene Dinge und verstricken sich dadurch. Die älteren Brüder verurteilen die jüngeren Brüder nicht. Sie wissen, dass die Jüngeren durch Versuch und Irrtum, durch Schmerz, Leid und Erfahrung lernen werden. Die Älteren sind stets bereit, den Jüngeren zu helfen. Sie geben uns Informationen und Anweisungen und vermitteln die Gesetze rechten Lebens. Die Hinweise zu befolgen, liegt in unserer Verantwortung. Sie lassen uns Jüngere frei, Erfahrungen zu machen, denn ohne Freiheit können wir nicht wachsen.
Doch Freiheit ist gekoppelt mit Verantwortung. Wir werden uns nicht entwickeln, wenn wir Wissen, das wir bekommen, nicht in die Tat umsetzen. Wenn wir unsere Freiheit mit Verantwortungsbewusstsein gebrauchen, werden wir auf dem Pfad vorwärtskommen.
Diejenigen, die wissen, tragen grössere Verantwortung. Indem wir unser Wissen anwenden, wächst unsere Verantwortung, nicht nur in Bezug auf uns selbst, sondern auch in Bezug auf alle, die uns umgeben: unsere Familie, Freunde, Mitmenschen, die Tiere, die Pflanzen und die Mineralien. Wenn wir unsere Verantwortung in der rechten Weise erfüllen, wird uns immer mehr Verantwortung übertragen, und wir werden zu einem Vorbild für andere. Indem wir Verantwortung für eine Gruppe oder eine Bruderschaft übernehmen, wachsen wir in die Stellung eines älteren Bruders.
Je mehr wir über die geistige Welt lernen und das Licht der Seele erleben, desto mehr Verantwortung haben wir für andere. Es ist unsere Aufgabe, unsere Verpflichtungen gegenüber der Familie, der Gesellschaft und dem Leben zu erfüllen und nicht vor unseren Verantwortungen oder dem Leben in der Gesellschaft wegzulaufen. Rückzug aus einer Verantwortung ist keine Spiritualität. Wir können das Licht nicht erreichen, ohne unsere Verpflichtungen erfüllt zu haben. Nach den Gesetzen der Natur ist es nicht akzeptabel, in der Gesellschaft zu leben, ohne etwas für sie zu tun.
Je mehr wir ins Licht eintreten, desto grösser wird unsere Verantwortung, und je mehr Verantwortung wir übernehmen, desto mehr Freude kommt von innen. Die innere Freude führt nach und nach zur Glückseligkeit. Meister Djwhal Khul sagt in diesem Zusammenhang: „Ich bin euer älterer Bruder. Ich bin in ein grösseres Mass an Licht eingetreten und habe dadurch mehr Verantwortung übertragen bekommen.“ Schüler, d.h. Aspiranten, können unverantwortlich sein, aber Jünger nicht mehr. Wenn wir in ein grösseres Licht eingetreten sind, dann gelten für uns striktere Regeln. Wir stehen unter stärkerer Beobachtung von den höheren Kreisen wie auch von den dunkleren Kreisen. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dann geraten wir nicht so leicht in Versuchungen wie Missbrauch von Macht, Geld, Sex und Bequemlichkeit.
Die Meister der Weisheit haben all dies überwunden. Eingeweihte umgibt dadurch etwas, das Yasas genannt wird. Es ist das Licht, das sich um sie herum bildet. Yasas kommt zu jenen, die Taten des Guten Willens ausführen und sich der Disziplin des achtfachen Yogapfads unterwerfen. Das Licht benutzt sie, um grosse Taten durchzuführen. Es ist das Beste, sich mehr auf das Licht ausrichten als auf die grossen Taten. Es ist die Mutter-Energie, die den göttlichen Plan zur Vollendung bringt.
Das Leben schön gestalten
Es ist gut, in unserem Leben ein Ideal aufnehmen und dafür langsam, in Stille und stets mit gutem Willen arbeiten. Die Arbeit des guten Willens erfordert Geduld, Liebe und Mitgefühl. Es ist ein grosses Werk, wenn wir etwas zum Wachstum und zur Erhebung unserer Mitmenschen beitragen können, sei es auf der physischen, emotionalen oder mentalen Ebene. Die Art und Weise wie wir mit Dingen umgehen, lässt erkennen, ob wir uns wie ein älterer Bruder verhalten oder wie eine unverantwortliche Person.
Wir haben eine grosse Verantwortung, das Leben in unserer Umgebung schön zu gestalten - nicht nur Schönheit in dem, was wir tragen, sondern für alles, was uns umgibt, z. B. einen Garten. Viele Meister der Weisheit widmen sich der Arbeit, einen Garten anzulegen, ihn zu hegen und zu pflegen. Mit Hingabe kümmern sie sich auch um Tiere und Menschen. Das ganze Leben auf unserem Planeten liegt ihnen am Herzen. Unsere Verantwortung, Dinge schön zu machen, gilt insbesondere auch gegenüber den Menschen, die wenig Glück im Leben haben.
Verantwortungen erfüllen
Wenn wir spirituell bewusst sind, werden wir mit einer grösseren Verantwortung als durchschnittliche Leute betraut, durch eine Lebensweise, die etwas Beständiges, Friedvolles und Magnetisches an sich hat, ein gutes Beispiel für die Umgebung zu werden. Dies zieht Menschen um uns herum an, sodass auch sie sich der Energie anschliessen möchten und sich transformieren. Je grösser unser guter Wille und Dienst, desto mehr erscheinen wir wie ein Lichtpunkt, der die Aufmerksamkeit der Grossen anzieht. Menschen, die anderen dienen, werden von der Hierarchie für Einweihungen in Betracht gezogen.
Es gibt einen wunderschönen Satz in den Lehren von Meister Djwhal Khul: „Aus kleinen Pflichten richtig ausgeführt, werden grössere Verantwortungen erwachsen, die schliesslich im Weltdienst gipfeln.“ Ein Weltjünger entsteht nicht an einem Tag. Wenn wir grössere Verantwortungen übernehmen, dürfen wir kleinere Pflichten nicht fallen lassen, sondern müssen sie mit Leichtigkeit integrieren, so dass sie automatisch erledigt werden.
Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Lehrer, das, was auch immer wir von ihm erhalten haben, zu erfahren, es zu leben und es an andere weiterzugeben. Wir haben Verantwortung unseren Eltern gegenüber. Sie haben uns einen Körper gegeben. Wir haben auch die Gelegenheit, anderen Seelen einen Körper geben und so unserer Verantwortung gerecht werden. Wir haben viel aus dem Pflanzenreich und von der Tierwelt erhalten. Wir empfangen und müssen daran denken, etwas zurückzugeben. Wir erfüllen unsere Verantwortung, indem wir den Naturreichen dienen, selbst wenn es nur etwas Kleines ist. Wir lernen, für die Gaben aller Naturreiche dankbar zu sein. Wir sind auch dafür verantwortlich, uns um unseren Körper und die Intelligenzen zu kümmern, die unser Leben im Innen und Aussen ermöglichen. Es gibt so viele Intelligenzen, ihnen dienen wir mit Anerkennung und Dankbarkeit.
Die Weisheitslehren besagen, dass mit der Erschaffung des Menschen sich die Schöpfung erfüllt, da der Mensch sich im Zentrum zwischen den unsichtbaren und den sichtbaren Wesen befindet. Engel können die Erde nicht berühren; daher können sie nichts aus sich selbst heraus manifestieren, sondern nur mit Hilfe der Menschen. Sie halten stets nach verantwortungsvollen Menschen Ausschau, durch die sie etwas manifestieren können.
Der Mensch kann hohen Seelen entsprechend ihres Wissensgrades, ihrer Harmonie und Liebe einen Körper geben. Wenn wir inkarnierenden Seelen einen Körper anbieten, ist unsere Verantwortung grösser als jene der Tiere. Im Unterschied zum Tier hat der Mensch ein Selbstbewusstsein, das er jederzeit gebrauchen und damit gewährleisten kann, dass er sich selbstverantwortlich verhält. Wenn wir gewissenlos handeln, verhalten wir uns unverantwortlich.
Die Kette der Nachfolge
Wer Weisheit besitzt, sucht immer nach jemanden, dem er seine Verantwortung weiterreichen kann. Auch im Weiterreichen liegt eine Verantwortung. Wir können sie nicht an jene weiterreichen, die nicht damit umgehen können oder die sie nicht verdienen. Wenn Menschen in der Lage sind, das zu tun, was wir tun, dann sollten wir es ihnen mit Freude anvertrauen. Wenn wir Verantwortung übertragen bekommen, sollten wir uns darüber freuen.
Jeder von uns kann ein Mitglied der Hierarchie werden und so die gegenwärtige Hierarchie aus ihren Verantwortungen entlassen, so dass sie sich höheren Verantwortungen zuwenden kann. Bis Meister Djwhal Khul kam, waren Meister Morya und Meister Kuthumi nicht von ihren damaligen Verantwortungen befreit. Als Meister DK hinzukam, boten sie ihm mit Freude die Arbeit an, gingen weiter und übernahmen höhere Verantwortung. Dies ist eine natürliche Kette der Nachfolge.
Wir müssen so lange an unseren Verantwortungen festhalten, bis jemand Geeignetes gefunden ist. Wenn wir einen guten Stellvertreter ausgebildet haben, sollten wir ihm unsere gegenwärtigen Verantwortlichkeiten übertragen und selbst höhere übernehmen und weitergehen. Wenn wir ihm nicht erlauben, tätig zu werden, werden wir zu einem Hindernis.
In jedem Lebensaspekt sollten wir Nachfolger aufbauen – in der Familie, im Beruf, beim Lehren oder beim Herrschen. Wir haben auch Verantwortung, die rechten Werte und Traditionen fortzusetzen und weiterzugeben - nur die guten und wertvollen Dinge. Jede gesellschaftliche Aktivität, für die wir geeignete Nachfolger finden, wird fortgesetzt. Durch Nachfolger befreien wir uns selbst.
Ein Stammbaum ist von grosser Bedeutung. Wir tragen Verantwortung dafür, ihn fortzusetzen. Es darf keine Unterbrechung darin geben. In Familien, wo der Strom von der natürlichen gesetzestreuen Linie weit abweicht, bewirkt die Natur Unterbrechungen. In den Veden gibt es den Leitsatz: „Zerschneide nicht den Faden der Kontinuität, der durch die Dynastie bis zu dir geführt hat.“ Dieser Faden sollte immer fortgeführt werden, wenn möglich auf vielfältige Weise. Wir haben einen physischen Körper bekommen und haben daher die Verantwortung, wenigstens einem anderen Wesen einen Körper zu geben. Wenn nicht, dann haben wir unsere Pflicht nicht erfüllt. Die moderne Entscheidung, nicht zu heiraten und keine Kinder haben zu wollen, ist eine Entscheidung der Unwissenheit. Wenn die Natur es nicht zulässt, dann ist es eine andere Geschichte, aber haben wir uns selbst darum bemüht?
Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Teachings of Master Morya 1+2. Dhanishta, Visakhapatnam, Indien (www.aquariusbookhouse.com).