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  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Yoga - Der Pfad der Synthese

Einheit und Synthese

Lotus Wenn wir einzelne Blütenblätter einer Blume zusammenbringen und sie mit einer Schnur in Form einer Blume zusammenbinden, bilden die Teile eine Einheit. Beobachten wir jedoch eine Blume, ohne sie zu pflücken, befinden sich die Blütenblätter der Blume bereits im Einssein. Etwas Konstruiertes ist eine Einheit, etwas von der Natur Erschaffenes ist aufgrund von Synthese entstanden. Synthese ist der Hintergrund jeglicher Existenz. Das Gewahrsein der Synthese aller Ebenen des Bewusstseins, die vom Menschen erfahren werden kann, wird auf Sanskrit Yoga genannt. Yoga bedeutet also nicht Vereinigung oder Einheit, sondern Synthese. Die Yoga-Praxis dient dazu, das Gewahrsein der Synthese zu erreichen. Wer von dieser Praxis angezogen ist, erhält seinen Schwung aus der Energie der Synthese, gleich mit welchen Namen sie bezeichnet wird. Da „Yoga“ Synthese bedeutet, kann es nur den einen Yoga geben; wären es mehr, dann müssten die vielen falsche Yogas sein. Doch so wie die Blume eine Vielzahl von Blütenblättern aufweist, so gibt es auf dem Yoga-Pfad verschiedenste Zweige und Unterteilungen, die klassischen Yoga-Arten. Solange man diese als Zweige versteht, verliert man sich nicht in der Anatomie eines Teils, sondern behält das Bewusstsein vom Ganzen.

Feurige Existenz

Der Wissenschaft der Spiritualität gemäss ist die gesamte Schöpfung ein Ausdruck von Energie, von einem Feuer der Existenz, das sich in verschiedenen Flammen äussert. Die Flammen erscheinen als viele, sind ihrem Wesen nach jedoch eins. Es ist eine feurige Synthese, deren Gewahrsein im Osten Agni Yoga oder Yoga des Feuers genannt wird. In den Schriften werden drei Grundformen des Feuers beschrieben; in neueren Weisheitslehren werden sie elektrisches oder kosmisches Feuer, solares oder Seelenfeuer und Feuer durch Reibung genannt. Unser Denkvermögen ist eine der Flammen, vom Feuer herabgeblasen aus einer subtileren zur immer gröberen Existenz, bis wir in den dichten Ebenen Widerstand erleben und durch unsere Empfindungen Bewusstsein entwickeln. Durch den Kontakt des Denkvermögens mit dem Körper beginnen wir die Existenz unseres Körpers zu verspüren. In den Unausgeglichenheiten und Problemen unseres Persönlichkeitslebens erfahren wir das Brennen des Feuers durch Reibung.

Feuer läutert, es verbrennt alles, was man ihm gibt, zu Asche. Auf dem evolutionären Weg, zurück von der Vielheit zum Urfeuer der Existenz, wird unser Denken, Sprechen und Handeln in einem Reinigungsprozess durch feuriges Streben geläutert. Der uralte Yogapfad lehrt, die Reaktionen des Denkvermögens und der Sinne gegenüber der Objektivität zu neutralisieren, um Ausgewogenheit und Gleichgewicht zu erreichen. Die Yogapraxis ist ein täglicher Reinigungsprozess, sie hält unser Denkvermögen rein und sauber, dass es die Wahrheit widerspiegeln kann. So kann sich das individuelle Bewusstsein in den Hintergrund eines grösseren Bewusstseins zurückzuziehen. Yoga ist aber nichts Weltfremdes, sondern wird im Alltag gelebt. Yoga ist kein Teilzeitjob, sondern eine Lebensweise. Über Yoga zu lesen hilft in keiner Weise, es sollte ein Interesse am Praktizieren da sein. Es ist eine bewusste Entscheidung, den Pfad zu betreten und nicht anzuhalten, bis das Gewahrsein der Synthese erreicht ist.

Die acht Schritte des Yoga

Das Verfahren umfasst nach den Yoga-Aphorismen des Patanjali in der Praxis acht Schritte, denen systematisch zu folgen ist. Viele spezialisieren sich auf einzelne Schritte, z.B. auf Körperübungen oder bestimmte Meditationen und sind damit zufrieden. Obwohl sie wichtig sind, kann dies nicht als Yoga bezeichnet werden.

  • Der erste Schritt wird Yama genannt, was Regulieren bedeutet - Regulieren der Tätigkeit des Denkvermögens und des Körpers: Regle die Zeiten für Arbeit, Essen, Ruhe und Schlaf und ordne dann deine Gedanken.
  • Der zweite Schritt ist Niyama, was Richtigstellen bedeutet - alles zu entfernen, was nicht benötigt wird. Beseitige das, was nicht gut für das Gleichgewicht von Denkvermögen und Körper ist. Lasse Nahrungsmittel beiseite, die nicht nahrhaft sind, obwohl sie schmecken und halte eine ausgewählte Ernährung ein. Auch wer kein Yoga-Schüler ist, kann die Grundprinzipien yogischer Ernährung und rhythmischen Lebens befolgen.
  • Der dritte Schritt heisst Asana. Er sollte nicht mit den physischen Asanas verwechselt werden, wie viele Yoga-Bücher es tun; alle körperlichen Übungen gehören zu den ersten zwei Schritten. Nach Patanjali bedeutet Asana, Stabilität in uns selbst zu finden. Die Stabilität ist das ICH BIN in uns. Das ICH BIN gehört nicht uns, sondern wir gehören zum ICH BIN und bilden Teil des Lichts. Wenn wir anfangen, regelmässig an das ICH BIN in uns zu denken, schaffen wir ein inneres Aktivitätszentrum. Wir handeln von innen heraus und nicht mehr als Reaktion auf die Umgebung.
  • Der vierte Schritt heisst Pranayama. Prana ist das Pulsieren des Vitalkörpers. Pranayama ist nicht eine Atemkontrolle, sondern der Vorgang, bei dem die verschiedenen Pulsierungen im Körper reguliert werden. Atme wiederholt langsam, sanft, mit längeren Atemzügen und denke dabei still über den Atem nach. Dann lernt das Denken, mit der Atmung zu leben und stellt den Rhythmus wieder her. Schrittweise lernt das Denkvermögen, mit der Pulsierung zu leben, die die Atmung steuert. - Dies sind die vier vorbereitenden Schritte.
  • Der fünfte Schritt heisst Pratyahara oder Absorption des Denkens und der Sinne. Das Wort Pratyahara bedeutet zurückbringen oder zurückverfolgen. Mit der Stimme wird langsam, sanft und anhaltend der Klang des heiligen Wortes OM geäussert. Der musikalische Zauber führt leicht und ohne Konzentration zur Absorption des Denkvermögens und der Sinne über das Klangprinzip in das höhere Bewusstsein.
  • Der sechste Schritt heisst Dharana und bedeutet Kontemplation oder das Aufnehmen des Denkens durch das Hintergrundbewusstsein. Man sollte das beruhigte Denkvermögen auf die höhere Natur des Menschen und auf das Licht richten, das von innen leuchtet. Dann richtet man es auf „ein anderes Ding“, bis dieses aufhört und man mit der Gegenwart verschmilzt.
  • Der siebte Schritt ist Dhyana, Meditation in ihrem eigentlichen Sinn. Das Denkvermögen, das bei Dharana noch auf einen Gegenstand gerichtet war, fällt fort, und der Gegenstand der Kontemplation ist das Einzige, was noch für uns existiert. Durch Kontemplation und Meditation über das Licht können wir den Kontakt zu unserem höheren Selbst herstellen, es ist der Meister unseres Seins. In den täglichen Gebeten werden wir in der Lage sein, seinem Willen zuzuhören und das Leben in Übereinstimmung mit diesem Willen zu führen. Wenn wir wissen, wie wir unser Selbst dem höheren Selbst unterstellen können, dann werden wir befähigt, den Schritt von Samadhi zu machen.
  • Der achte Schritt, Samadhi, bedeutet Vollendung des Eins-Seins, mit Ausgeglichenheit über jede Bewusstseinsebene zu herrschen. In diesem Zustand verschwindet die Grenzlinie zwischen der objektiven und subjektiven Welt, der Beobachter wird in die Existenz absorbiert und existiert für nichts anderes als für DAS. In der Erfahrung von Samadhi gibt es keine Zeit, bis man wieder ins Denken zurückkehrt. Man kann es nicht beschreiben, auch nicht mit vielen Worten. Es ist ein natürlicher Zustand, sei es, dass der Mensch sich in der objektiven oder der subjektiven Welt aufhält. Allein durch einen Blick oder ein Wort eines Wesens mit diesem Gewahrsein kann ein Mensch umgewandelt und die eingesperrte Seele erhoben werden.

Jeder kann sich durch die Yoga-Praxis vervollkommnen, auch während er in der Welt lebt und seinen Pflichten nachkommt. Der Erfolg liegt nicht in erster Linie in einer wissenschaftlichen Anwendung der Yoga-Regeln, sondern im Dienst an der Menschheit und im Erweisen von Liebe. Erforderlich ist das Aufgehen des niederen Denkvermögens ins höhere Bewusstsein. Anstatt zu versuchen, das Denken zu konzentrieren, soll ein Yoga-Schüler an den Meister denken. Dann erhebt ihn der Meister in den Zustand der Meditation und des Schutzes sowie in das Eins-Sein mit der gesamten Schöpfung.

Verwendete Quellen: E. Krishnamacharya: Der Yoga des Patanjali / Agni Yoga - Yoga der Synthese.- K.P. Kumar: Sankya. Die heilige Lehre / div. Seminarnotizen. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D-Wermelskirchen (www.kulapati.de).