Buchvorstellung

Opfer des Menschen

von Dr. Ekkirala Krishnamacharya Buchvorstellungen zum Thema Weisheit

Opfer des Menschen

Kurzbeschreibung:

Dieses Buch stellt die Ereignisse bezüglich Krishnas Leben zur Zeit des Ablegens seiner physischen Hülle dar. Selbst das sogenannte Ereignis des Todes wurde von Herrn für das Wohl der Menschheit auf eine perfekte yogische Weise nützlich gemacht.

Aus dem Inhalt:

Durch dieses Buch beabsichtigt der Autor, die Illusion des Todes zu vertreiben und die Erfahrung des Lebens näherzubringen.

Edition Kulapati, Deutschland 2006
ISBN 978-3-930637-30-0

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Leseprobe

Kapitel 12 (Auszug)


Die Strahlen der Morgensonne weckten den Baum und seine Bewohner. Tausende von Vögeln verließen flatternd ihre Nester. Sie zwitscherten in Klängen entlang den drei Tönen und sieben Untertönen der vedischen Tonleiter. Zu den Geschwindigkeiten der verschiedenen Zeitmaße schwebten die Vögel in der Luft und gaben ihre Körper dem goldenen Glanz der Morgensonne hin. Ein goldfarbener Vogel saß auf dem Baum. Am Rand seiner beiden Flügel hatte er zwei glitzernde blaue Streifen. Seine Augen funkelten wie zwei blaue Diamanten, und seine Blicke glitzerten wie die Strahlen der Morgensonne, die sich auf dem Blau der Meereswogen reflektieren. Er bewegte seine Flügel und ließ seinen Kot auf die Schulter eines Eingeweihten fallen, der nach seinem Morgenbad in Meditation unter dem Baum saß. Der Jünger bemerkte es, war jedoch nicht zornig. Statt dessen warf er seinen mitfühlenden Blick auf den Vogel.

Da sprach der Vogel mit menschlicher Stimme: „Mein Junge, ich bin der Weise Parâsara. Dies tat ich nur, um deine Nachsicht und dein Mitgefühl zu testen. Du hast erfolgreich bestanden. Die vorhergehende Nacht war die längste dieses Jahres, und heute ist der heilige Sankramana-Tag des Steinbocks. Seit der Weise Dîrghatamasu den Vorsitz über den heutigen Tag hat, regiert er die Welt. Dieser göttliche Weise durchstrahlt den Weisen Agastya und möchte sich durch ihn zum Ausdruck bringen. Agastya lebt jetzt in den Nîlagiris. Gehe heute zu ihm und erbitte von ihm die astrologische Weisheit. Er wird deine Zweifel an der Wissenschaft beseitigen und dich lehren, den Gesamtzusammenhang zu verstehen. Er wird die fehlenden Glieder in deinem Wissen schließen und dich segnen.“

Während er dies sagte, schwang sich der goldene Vogel in die Luft und verschwand.

Nun stand der Jünger vor dem Eingang der Höhle von Srâvasti. Es war ihm nicht möglich, zu den Nîlagiris zu wandern und sie am gleichen Tage zu erreichen. Die acht yogischen Siddhis hatte er gemeistert, aber er wusste nicht, wie man die Nîlagiris physisch erreichen konnte. Während er darüber nachdachte, sah er einen kräftigen jungen Mann mit strahlendem Lächeln aus den Höhlen kommen. Der Besucher näherte sich ihm und grüßte: „Oh, Mahâtmâ! Bist du der Weise Jaimini?“

„Ja, der bin ich.“

„Ich grüße dich. Mein Guru Devâpi sagte mir, dass du hier bist. Er beauftragte mich, dich zu den Nîlagiris zu bringen.“

„Wie kann es für uns möglich sein, die Nîlagiris noch heute zu erreichen?“

„Oh, es ist möglich. Zunächst müssen wir diese Gebirgskette erklimmen.“

„Darf ich nach deinem Namen fragen?“

„Ich bin als Djwhal Khul bekannt. Wir müssen sofort aufbrechen. Alle Bäume und Nebenpfade dieses Tales sind mir vertraut. Dieser blühende und fruchttragende Baum ist heilig für mich, da ich hier in das Wissen meiner vergangenen Leben erweckt worden bin. Als ich eines Tages hier schlief, schenkte mir mein Guru Devâpi das Erwachen und weihte mich in das Mantra des Erwachens von Srî Râma ein, welches in der großen Schrift Râmâyana vorkommt. Seitdem konnte ich meine vergangenen Leben sehen, und durch all diese Verkörperungen hindurch nannte mich mein Guru Djwhal Khul. In dieser Inkarnation kennen mich meine Verwandten als Giri Sarma. Meine Mutter ist die Tochter von Sudâma.

Während sie sprachen und aus dem Schatten des Baumes hervortraten, näherten sie sich einer großen Felsspalte nahe des Fußweges und wandten sich den zerklüfteten Felsen zu, die wie Fußabdrücke geformt waren. Nachdem sie eine gewisse Entfernung zurückgelegt hatten, mussten sie große Baumwurzeln als Stufen benutzen, um weiterzugelangen. An manchen Plätzen mussten sie sich an den hängenden Wurzeln der Banyan-Bäume festhalten, Schwung nehmen und dann springen. Das Tal darunter war unergründlich. Was eine Ameise für einen Menschen ist, ist der Mensch für dieses Tal dort unten. Die Ameise kann krabbeln, ohne auszurutschen, denn die Natur hat ihr viele winzige Beine zum Festklammern gegeben. Der Mensch hat nur zwei Beine, die noch dazu eher grob als fein sind, während die anderen, vielen feinen Beine des Menschen mit seinem Gehirn in Form von Meinungen und Eindrücken zusammenhängen. Den richtigen Gebrauch dieser Beine kennt der Mensch nicht, und somit geht er den Weg des Lebens unter häufigen Ausrutschern und Stürzen.

In ihrem Gespräch vertieft überquerten sie einen Berg und begannen, einem anderen Weg zu folgen. Steine, die nicht miteinander verbunden und schrecklich zerklüftet waren, lagen übereinander gestapelt. Übersät mit diesen übereinandergeschichteten Steinen wirkte der ganze Berg aus der Vogelperspektive wie ein Ameisenhaufen. Er sah aus wie das Familienoberhaupt verschiedener Berge. Gruppen von Sträuchern mit Büscheln wilder Blumen wiegten sich in der Brise und erschienen wie die vielen jungen Frauen der Bergstämme, die sich versammeln, um von den zahlreichen Strömen, die hinunter fließen, Wasser zu holen. Der Raum, der das Tal erfüllte, erschien wie ein großer Behälter. Er erinnerte an den sprichwörtlichen 'Himmel im Topf', wie er von den Logik-Kosmologen beschrieben wird. Das gewaltige Ausmaß des Raumes erfüllte die Erhebungen und Senkungen des Tales und gipfelte in dem absoluten, grenzenlosen Himmel, der über den Bergen erstrahlte. Es war, als würde ein Bruchteil des Raumes, eingeschlossen in eine Form, den Raumozean betreten. Die ganze Perspektive zeigte, wie unbedeutend die Position des Menschen in der gesamten Schöpfung ist. Ameisen sind immerzu damit beschäftigt, Sandkörner zu Ameisenhaufen verschiedener Größen zusammenzutragen. Ebenso ist der Mensch ständig dabei, Zivilisationen mit den bevölkerten Städten als Sandkörner aufzubauen. Schlangen benutzen die Ameisenhügel, die sie in mühevoller Arbeit aufgebaut haben. Größere Zeiteinheiten kriechen über die Löcher der Jahrhunderte, die vom Menschen als Zivilisationen geschaffen wurden. Der Mensch kann die langsame Bewegung der Schlange der Zeit mit ihren Einteilungen in Jahrhunderte nicht verstehen. Stets ist er mit seinen unmittelbaren Bedürfnissen beschäftigt, die ihn heimlich zum Tode führen. Als eine Form der vielen Regengüsse, die sich in verschiedene Ströme verteilen, deutet der Ganges auf zahlreiche solcher Geheimnisse hin, die dem Mysterium der Zeit unterliegen. Der Raum kommt in Wellen als Raumeinheiten der Täler auf die Erde herunter. Jede Welle des Raumozeans kommt herab als die Manvantaras und Yugas, die sich unbemerkt durch den Menschen bewegen. Jede dieser Wellen schlägt an die Küsten der Schöpfung und verleiht ihrer Bedeutung Ausdruck. Die Brandung des Ozeans der Zeit befreit periodisch Jahrhunderte, Jahrzehnte, Jahre, Monate, Jahreszeiten, Mittagszeiten, Nächte, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden und ihre Unterteilungen, die wiederum in denselben Ozean der Zeitlosigkeit zurückweichen.

In ihren Gesprächen diskutierte Djwhal Khul die astrologische Weisheit der Jahreszeiten, Monate und Halbmonate. Er war glücklich über Jaiminis unermessliche Weisheit. Gleichzeitig verstand er, dass Jaimini den Zeitmaßen größere Aufmerksamkeit schenkte als ihrer Bedeutung und ihrem tieferen Sinn. Jaimini konnte erkennen, dass die Tierkreiszeichen in Gegensatzpaaren angeordnet sind und ihren Einfluss aufeinander ausüben. Ebenso konnte er die lunaren Häuser als 180° auseinanderliegende Paare ermessen und konnte verstehen, wie diese Nakshatras einander ansehen. Doch er kümmerte sich nicht um die Bedeutung, die diese Paare bei der Erfüllung ihrer Mission in der Schöpfung haben. Jaimini konnte die ganze Schöpfung als Ausdruck des universalen Karmas begreifen. Dass jedoch mit der Erfüllung der eigenen Pflichten das Karma durch die Ströme individuellen Bewusstseins als Tropfen der Weisheit fließt, musste er noch erkennen. Jaimini versuchte sein Bestes, um Jnâna und Karma miteinander in Verbindung zu bringen. Er musste noch verstehen, dass beide die Flügel desselben Vogels ewiger Weisheit, Suparna, sind.

Während sie sich weiter unterhielten, sahen sie plötzlich einen einzelnen, sehr hohen Felsen vor sich aufragen. Er stand wie eine gut polierte Bronzeglocke da. Seinen Gipfel schmückte eine Schneekappe vom Ausmaß vieler kubischer Yojanas. Myriaden roter und weißer Flammen schienen von diesem Felsen auszugehen und direkt auf sie hinunterzustürzen. Die Strahlen der Mittagssonne blendeten mit unerträglichem Glitzern. Ihre Körper wurden heiß, und in ihrem Inneren schien das Blut zu kochen. Jaimini konnte den Anblick nicht aushalten und verschloss seine Augen mit den Händen. Augenblicklich verlor er seinen Ortssinn. Mit geschlossenen Augen sagte er: „Nun ist bereits Mittag. Wann können wir die Nîlagiris erreichen?“

Djwhal Khul lachte. Jaiminis Füße rutschten auf dem vereisten Pfad aus, und er glitt in den grenzenlosen Raum der unergründlichen Täler. Er stieß einen lauten Schrei aus und wusste nicht, wohin er fiel. Ihm wurde schwindlig, und er fühlte seinen Körper wie einen Kreisel im Raum umherwirbeln. Djwhal Khul ergriff seine Hand, und Jaimini bemerkte, dass er stand, aber er stand nirgends! Seine Füße schwebten in der Luft, und Djwhal Khul bat ihn, seine Augen zu öffnen. Als Jaimini dies tat, entdeckte er, dass sie langsam durch die Luft schwebten. Weit unten, etwas nordwärts, konnte er zahllose Reihen der Himâlaya-Gebirgsketten sehen.

Djwhal Khul: „Wir reisen jetzt durch den Himmel nach Süden…“


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