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  • Weisheit ist für die Praxis
  • Weisheit ist angewandtes Wissen
  • Weisheit verbreitet sich selbst

Weisheit ist für die Praxis

Weisheit ist für die Praxis, nicht für ständiges Sprechen. Wenn wir immer wieder über die Meister, die Strahlen und die Hierarchien sprechen, verpassen wir nur unsere Pflichten für die Gegenwart.

Weisheit ist angewandtes Wissen

Angewandtes Wissen wird zur Weisheit. Wir erwerben viel Wissen, doch es muss im täglichen Leben angewendet werden, dann verwandelt es sich in Weisheit. Durch Weisheit werden wir die Existenz erfahren.

Weisheit verbreitet sich selbst

Wir brauchen nicht darum besorgt sein, die Weisheit zu verbreiten, ohne mit ihr an uns selbst zu arbeiten. Es ist ein falsches Verständnis, wenn man glaubt, die Weisheit verbreiten zu können. Die Weisheit weiss, wie sie sich selbst verbreiten. Sie braucht keine Kanäle.

Waage

Erster Teil

Waage - Erblühen in die Objektivität

Die zwölf Tierkreiszeichen haben eine tiefe innere Ordnung, die von Beziehungen und Rhythmen geprägt ist. Die zyklische Bewegung der Zeit lässt den Jahreskreis rotieren und die Entfaltung des Lebens voranschreiten. Durch den Weg der Sonne über den Äquator zur Frühlings- und Herbst-Tagundnachtgleiche geschieht eine Teilung der Einheit des Kreises in zwei Hälften, welche den Beginn der Zeichen Widder und Waage markiert. So entstehen zwei Pole, wobei Widder den oberen und Waage den unteren Pol darstellt.

Während Widder das Hervortreten des ersten Lebensimpulses aus dem Hintergrund symbolisiert, repräsentiert Waage das volle Erblühen in die Objektivität hinein. In diesem Monat wird die Schönheit der Natur als besonders transparent und strahlend angesehen, wie die goldene Sonne eines leuchtenden Herbsttages.

Der materielle Pol des Lebens

Die Herrlichkeiten der modernen Zivilisation, grosse Städte, Industrien und der raffinierte Luxus des Lebens werden durch die Waage ausgedrückt. Auch Essen und Trinken, Kleidung und Schmuck, Schminke und Mode sind in diesem Zeichen zu Hause.

In der östlichen Weisheit ist Widder der Mittag und Waage die Mitternacht. Sie ist der materielle Pol des Lebens, wo die äussere Seite vorherrscht und der Geist seinen Tiefpunkt der Verdichtung erreicht. Der innere und äussere Mensch werden getrennt und entfremden sich. So verursacht Waage eine Veräusserlichung des Menschen durch die fünf Sinne.

Sind wir dem äusseren Leben leidenschaftlich verfallen, entfernt uns dies vom natürlichen Leben. Alles Übertriebene gehört zum niederen Aspekt der Waage-Energie: Unsere Überindustrialisierung sowie unsere extreme Darstellung von Fiktion, Kriminalität und Sexualität in den Medien. Auch dass Hektik und Konkurrenzkampf das moderne Leben diktieren, sind Qualitäten des Waage-Pols. Um dem zu entfliehen, kommen Menschen auf die Idee, in der Wildnis liesse es sich besser leben als im Beton-Dschungel der Städte. Doch solange das innere Zentrum nicht gefunden ist, sind die Waagschalen nicht ausgeglichen: „Gleichgewicht ist eine im richtigen Verhältnis stehende Spannung von Energie. … Es ist belanglos, ob Gleichgewicht in der Wüste oder in der Grossstadt erlangt wird - das hauptsächliche Erfordernis ist beständige Spannung. Der Pfad der Spannung ist der Pfad des Strebens, nämlich der Pfad des Lebens“ heisst es im Buch „Bruderschaft“ § 44.

Das Gleichgewicht finden

Zur Waage-Mitternacht herrscht geistige Dunkelheit, und die Illusion des materiellen Lebens hält den Menschen gefangen. Fehlt das Licht der Weisheit, führt dies zu falschen Einstellungen und Werten, zu falschem Umgang mit Macht, Sexualität und Geld. Waage stellt symbolisch den Fall des Menschen dar; sie ist der Ort, wo das Pendel des Lebens zwischen dem Aus- und dem Zurückströmen innehält, die Pause zwischen Aus- und Einatmen.

Das innere Zentrum, das die Pulsierung stimuliert, lässt den Pendelschlag allmählich wieder in die entgegengesetzte Richtung gehen. Wir spüren, dass die Suche nach Glück im Äusseren uns nicht befriedigt und dass auch rastlose Aktivität oder die ständige Suche nach einem neuen Kick das schale Gefühl innerer Leere nicht überdecken können.

Durch ein praktisches spirituelles Leben wird der Mensch in der Objektivität mit dem Menschen in der Subjektivität integriert und die Waage-Energien zum Ausgleich gebracht. So verbinden wir den niederen Pol mit dem höheren und überwinden die übermässige Anziehung in die Objektivität.

Eine regelmässige Übung bewussten Atmens für ein paar Minuten, in leichter Denk- und Körperhaltung, hilft uns, das Denken ins Innere zu führen. Mit jeder Einatmung gehen wir tief in unser Wesen, und mit jeder Ausatmung ziehen wir es zum Herzzentrum hinauf. Das Lauschen auf den Rhythmus der Atmung befreit von emotionalen und niedrigen mentalen Strömungen und bringt uns mit dem pulsierenden Lebensprinzip in Verbindung. Dann arbeitet die Waage aus dem Herzzentrum und nicht mehr mit den leidenschaftlichen Energien des Solarplexus.

Die Waage im Gleichgewicht ist das Symbol (♎) und die Botschaft des Zeichens. Es ist das Zeichen des Ausgleichs und fordert uns auf, rechte zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen, in denen nicht eine Seite die andere dominiert.

Der Mann in der Frau

Das mit der Waage verbundene siebte Haus des Horoskops steht für Ehe und Partnerschaft sowie für die Polarität der Geschlechter. Mars, der Regent von Widder, repräsentiert die männliche Kraft, und Venus, die Herrscherin von Waage, die weibliche. Widder ist der Mann und Waage ist seine Frau.

Wir finden hier jedoch eine innere Umkehrung: Vom Widder wird gesagt, dass er die Frau im Mann ist. Der Mann ist zu sehen, und die Frau befindet sich im Inneren. In der Waage ist die Frau zu sehen, und der Mann befindet sich in der Frau. Die Waagefrau scheint sanft und zart zu sein, aber innen ist sie sehr stark. In der östlichen Symbolik wird dies durch die auf dem Löwen sitzende Göttin Durga veranschaulicht, welche die undurchdringliche Mutter genannt wird. Es wird empfohlen, über dieses Symbol im Monat Waage zu meditieren.

Wer die Waage in sich neutralisiert hat, ist nicht länger auf Sexualität hin polarisiert. Daher heisst es, alle Eingeweihten sind androgyn (männlich-weiblich): Ihre Frau bzw. ihr Mann befindet sich im Innern, deshalb suchen sie nicht im Äusseren nach einer Ergänzung.

Magnetische Gegenwart

Magnetisiertes Eisen ist das Metall der Waage, denn es bildet den niederen Pol des Magneten. So wie ein Magnet Eisenfeilspäne in eine harmonische Ordnung bringt, ruft die magnetische Gegenwart des Eingeweihten eine höhere Ordnung in den Lebenstendenzen der Menschen hervor. Dies geschieht ganz natürlich, durch eine Berührung auf der Seelenebene. Der Eingeweihte ist einfach nur, er will nichts bewirken oder etwas Besonderes sein: „Ich bin einer unter allen und ich bin einer in allen“ - die Kontemplation über diesen Satz weckt das Gewahrsein der wesenhaften Gleichheit als der Grundlage des gemeinsamen Lebens und führt zu den höchsten Aspekten von Gruppenbewusstsein.

Zweiter Teil

Die Formung der Objektivität

In verschiedenen Weisheitslehren wird die Schöpfung als ein umgekehrter Baum beschrieben, dessen Wurzeln nach oben ragen und dessen Zweige nach unten gerichtet sind. Der Lebensbaum wächst aus dem Raum herab, seine Wurzeln sind die Ursachen in den subtileren Ebenen, während seine Zweige die Manifestationen in der grobstofflichen Materie bilden. Auch der Mensch gleicht diesem Baum, dessen oberer Pol der Kopf ist, aus dem die Wirbelsäule herabwächst. Von dort aus verzweigt sich das Nervensystem, die Manifestation der subtilen Kraftlinien, und erreicht die äussersten Enden des Körpers, die fünf Sinne und die Organe des Handelns. Was die Wirbelsäule für die beiden nach aussen und nach innen führenden Nervengruppen ist, ist für den Tierkreis die Linie zwischen den Punkten der beiden Tagundnachtgleichen am Beginn von Widder und Waage. Waage stellt den unteren Pol der Schöpfung dar, sie bringt die Objektivität, die aus der Subjektivität hervortritt, zum Ausdruck. Die materielle Manifestation erblüht hier in all ihrer Fülle und Schönheit. Waage wird daher auch als der Vollmond des Jahres betrachtet.

Durch die Anziehung der Objektivität gelangt die vollkommene in die unvollkommene Schöpfung hinein und wir geraten in Begrenzungen. Adam und Eva lebten glücklich in der vollkommenen Schöpfung, dem Garten Eden, bis sie von der Objektivität angezogen wurden und das Gefühl hatten, ihnen fehle etwas. Die Schlange kam den Baum der Erkenntnis herab, was symbolisch die Involution darstellt, den Fall des Menschen in die Materie. Eva berührte den Apfel und wollte ihn schmecken. Als sie davon probiert hatte, empfand sie Schamgefühl. In der Folge wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und bekamen Mäntel aus Haut. Dies ist eine symbolhafte Darstellung der Formung der Objektivität.

Wir erfahren die Objektivität durch die fünf Sinne, durch sie tritt der innere Mensch nach aussen und veräusserlicht sich. Objektivität und Subjektivität sind die zwei Schalen der einen Waage. Wenn wir uns mit einem Teil identifizieren, verlieren wir das Gesamte aus dem Blick. So trennt Waage den inneren Menschen vom äusseren und verursacht Begrenzung und Anziehung an die Objektivität. Übermässige Anziehung ist Leidenschaft. Im niederen Pol der Waage gerät der Mensch in den Bann von Leidenschaft für Geld, Macht, Sexualität und fällt. Die Waage trennt die Reinheit der Jungfrau und die Kraft des Skorpions. Die spirituelle Astrologie erklärt, dass ursprünglich die zweite Hälfte von Skorpion und die erste Hälfte von Jungfrau ein Sonnenzeichen des vollkommenen Tierkreises bildeten, der aus 10 Zeichen bestand, und es keine Unterscheidung der Geschlechter gab. Das Tätigwerden der Waage liess die Mentalebene heraufdämmern und die Objektivität entstehen. Auf der physischen Ebene entstand die Trennung in Mann und Frau und die Anziehung der Geschlechter. Auch in uns gab es nur 10 Sonnenzeichen, als wir geboren wurden: Bis zum 7. Lebensjahr hat sich die Waage im Körper noch nicht ausgebildet und die Geschlechter noch nicht getrennt. Wenn in diesem Alter Jungen und Mädchen sich anschauen, ist der Funke der Sexualität nicht vorhanden. Die Trennung der Geschlechter entfaltet sich erst zwischen dem 7. und 14. Lebensjahr. Nun entsteht auch der Drang, sich vereinen zu wollen und die dazugehörige Leidenschaft.

Leidenschaft und Loslösung

Leidenschaftlichkeit führt zu Einseitigkeit und entfernt vom natürlichen Leben. Alles Übermässige wie extreme Darstellungen von Fiktion, Kriminalität und Sexualität sind niedere Aspekte der Waage. Sie regiert Übertreibungen wie auch die Suche nach Gleichgewicht. Ihr Sitz im Körper ist das Nabel-Zentrum, der Dreh- und Angelpunkt des Durchschnittsmenschen. Für ihn ist die Farbe des Zeichens, die durch seinen Solarplexus vibriert, karmesinrot. Seine von Emotionen gefärbten Zuneigungen betrachtet er fälschlicherweise als Liebe. Hier ist Venus der Regent der Waage. Als siebtes Zeichen steht Waage mit dem siebten Haus des Horoskops in Verbindung, das Ehepartner, Freundschaften und Feindschaften repräsentiert.

Für den sich entwickelnden Waage-Typ, der einen guten Gebrauch von Zeit, Geld und Gelegenheit lernt, ist die Farbe violett. Ihn kennzeichnen Gerechtigkeitssinn, die Kunst des Versöhnens und des Herstellens rechter menschlicher Beziehungen. Er sollte rechtes Unterscheidungsvermögen entwickeln und nicht kleinen Dingen auf Kosten von grossen zu viel Aufmerksamkeit widmen. So gelangt er unter den Einfluss von Saturn, der ihn in einem langsamen, tiefgreifenden Prozess die notwendige Disziplin lehrt, die die Waagschalen ausbalanciert: Auf dem Weg über den „brennenden Grund“ werden durch Krisen alle Unreinheiten verbrannt und alle Unausgewogenheiten ausgemerzt. Wir spüren unsere Persönlichkeitskrisen als Brennen im Solarplexus, und viele bekommen dabei Magenprobleme etc. Doch Saturns Reinigungsarbeit bereitet uns den Boden für den Aufstieg - unterstützt von Uranus: Er hilft, die Fesseln alter Formen zu sprengen, um den Menschen in das Leben der Seele emporzuheben. Hier wird nun die Farbe der Waage zu einer Mischung aus Blau und reinem Weiss.

Wenn wir unsere gesellschaftliche, wirtschaftliche und häusliche Aktivität gut organisiert haben, so dass sie uns keine Sorgen mehr bereiten, werden wir langsam eine integrierte Persönlichkeit: Wir finden dann Zeit, um die objektive mit der subjektiven Aktivität ins Gleichgewicht zu bringen und in höhere Zustände des Gewahrseins aufzusteigen. Durch innere Loslösung lernen wir, fest im Zentrum stehend ohne Leidenschaft im Äusseren zu handeln und die Waage in uns zu neutralisieren. „Die Arbeit für das Gute der Welt wird für das richtige Gleichgewicht sorgen. Arbeit bringt Freude und Kenntnis der Unendlichkeit und vermittelt Erkenntnis der Beweglichkeit der Welten.“ (Supermundane §102)

Neutralisierung der Waage

Wer die Waage in sich neutralisiert hat, wird als rein betrachtet und mit einem Kind zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr verglichen. Sein Drang nach Sexualität fällt fort, er ist ständig zum inneren Licht hin polarisiert und nicht auf etwas anderes. Daher heisst es, dass alle Eingeweihten androgyn sind: Sie haben ihre Frau bzw. ihren Mann im Innern gefunden und suchen nicht im Äusseren, gleich ob sie ein Familienleben führen oder unverheiratet bleiben. Wenn die Waage in uns verschwindet, werden Jungfrau – Skorpion dadurch wieder zu einem Zeichen, und wir erhalten den Tierkreis von zehn Zeichen der vollkommenen Schöpfung, den Garten Eden. Venus, die in den Frühstadien der Entwicklung die verführerische Schlange symbolisierte, wird nun zum reinen Strahl der göttlichen Schönheit jenseits der Form. Wie die Gegenwart des Magneten die Moleküle eines Eisenstabs ordnet und magnetisiert, bewirkt die Gegenwart der göttlichen Schönheit im Menschen eine Neuordnung seiner ätherischen Strömungen. Dann steigt durch die Sushumna, den Kanal innerhalb der Wirbelsäule, die Energie auf und „hebt die Erde zu den Königen der Schönheit empor“.

Dritter Teil

Das innere Gleichgewicht finden

Zur Herbst-Tagundnachtgleiche überquert die Sonne den Äquator Richtung Süden und tritt in das kardinale Luftzeichen Waage ein. Die beiden Tagundnachtgleichen von Widder und Waage bilden eine Achse, die den Jahreskreis in zwei Hälften teilt: Widder ist der höhere Pol, Waage der niedere. Widder verkörpert das erste Erscheinen des Geistes, Waage die volle Entfaltung der materiellen Manifestation. Hier hat sich der Geist ganz in die Objektivität hinein ergossen und der Mensch droht die innere Welt zu vergessen. Daher wird die Waage auch die Mitternacht des Geistes genannt. Das Symbol der Waage (♎) hat zwei horizontale Linien, die für das horizontale Leben in der äusseren Welt stehen. Die obere Linie schwebt wie ein Vogel darüber und berührt die untere Linie nicht. So soll der Mensch in innerem Gleichgewicht in der Objektivität leben, ohne sich von ihr gefangen nehmen zu lassen.

Die Waage misst, was man gibt und bekommt. Sie kennzeichnet die Geburt des Gerechtigkeitsgefühls, und daher ist Saturn hier erhöht. Waage ist das Zeichen des Ausgleichs der Gegensätze und der Ausgewogenheit. Sie lehrt uns durch Krisen, das rechte Gleichgewicht zu finden. Ausgeglichenheit bedeutet, von den Ereignissen des Lebens nicht überwältigt zu werden. Wenn wir aus dem Gleichgewicht fallen, schwanken wir in unseren Stimmungen und unseren Zu- und Abneigungen. Menschen, die wir noch gestern als Freunde betrachteten, werden auf einmal für uns zu Feinden. Wir bekommen Reibereien und geraten in Probleme und Krisen. Reizbarkeit, Ärger und Unausgeglichenheit sind die Folgen. Sie stören die niederen Zentren, und wir empfinden unsere Krisen im Bauch, am Solarplexus, in der von der Waage regierten Gegend. Mit Krisen führt uns das Reibungsfeuer durch Waage und Skorpion zu dem brennenden Grund. Wer nicht mit dem Lichtfaden der Seele verbunden ist, fällt hier durch die Leidenschaft in einen Abgrund.

Waage symbolisiert die leidenschaftliche Faszination für das Leben in der äusseren Welt und die Freude an schöner Kleidung, Essen und Trinken, an Geld, Macht und Sexualität. Sie steht für die Trennung des Menschen in Mann und Frau, und solange die Waage-Energien in uns tätig sind, werden beide voneinander angezogen. So steht die Waage, das siebte Zeichen des Tierkreises, mit dem siebten Haus des Horoskops in Verbindung, welches den Ehepartner und die Polarität der Geschlechter repräsentiert. Wir suchen nach einem Partner, weil wir das Gefühl haben, dass uns etwas fehlt, was wir von aussen bekommen könnten. In diesem Stadium herrscht Venus in ihren emotionalen Qualitäten über die Waage. Wenn wir uns nach innen wenden und die Vereinigung mit der Seele suchen, gelangen wir unter den Einfluss von Saturn. Er diszipliniert uns und lehrt uns rechtes Handeln im Einklang mit dem Gesetz. Unsere Zu- und Abneigungen werden neutralisiert und wir lehnen andere Menschen nicht mehr ab. Unser Gefühl, eine getrennte Einheit zu sein, verschwindet allmählich, und wir erkennen, dass sich durch uns die eine Seele zum Ausdruck bringt, dass wir Brüder und Schwestern sind und einen Vater haben. Hier ist Venus wieder Regentin der Waage.

Der mit der Waage verbundene Lebensabschnitt ist die siebte Gruppe von sieben Jahren, die Zeit von 42 bis 49. Falls nicht schon zuvor gelernt, ist es nun die Zeit, um im Äusseren mit Loslösung zu wirken und der Familie wie auch der Gesellschaft ohne Erwartungen zu dienen. Das 49. Lebensjahr wird als besonders bedeutsam erachtet, um die Persönlichkeit zu überwinden und über den Einfluss von Geld, Sex und Macht zu triumphieren.

Die Mutter auf dem Tiger

Solange die Seele noch nicht die Persönlichkeit beherrscht, ist diese wie ein ungezähmtes Tier. Daher empfiehlt die östliche Weisheit, im Monat Waage über das Symbol der Göttlichen Mutter zu meditieren, die auf einem Tiger reitet. Sie wird Durga, die „undurchdringliche Mutter“ genannt. Wenn wir an sie denken, schenkt sie uns einen Funken Licht, um die Dunkelheit der materiellen Illusion zu durchdringen. Es wird empfohlen, dass wir uns während der fünfzehn zunehmenden Mondphasen vom Waage-Neumond bis zum Vollmond auf das Licht ausrichten und über die Energien der Mutter kontemplieren. Sie gibt uns den Weg frei, so dass wir durch die zweite Jahreshälfte gehen können, ohne uns in den Illusionen der Materie zu verstricken. So lässt dann der höhere Geschmack für das Licht den niederen Geschmack an Sex wegfallen.

Die Pulsierung des Atmens

Um die abwärtsfliessenden Energien umkehren und das Denken ins Innere führen zu können, ist die Wissenschaft des Atmens ein wichtiger Schlüssel. Richtig angewendet dynamisiert die Atmung die Lebenskraft und hilft uns, die Emotionen des Solarplexus zur Liebe des Herzzentrum emporzuheben. Mit jeder Einatmung gehen wir tief in unser Wesen hinein, und mit jeder Ausatmung ziehen wir Energien der niederen Zentren nach oben empor. So wird die Waage neutralisiert, und ihre Energien verlagern sich vom Nabel zum Herzzentrum. Immer wenn wir impulsiv oder emotional reagieren, wird unser Atemrhythmus gestört; er verkrampft sich durch Hektik und Angst. Die meisten Menschen atmen daher nicht normal und ausgeglichen. Tiefes, bewusstes Atmen lässt Lebenskraft von der Seele hereinströmen und erfüllt uns mit Energie.

Es ist sehr wohltuend, regelmässig morgens und abends für eine gewisse Zeit bewusst zu atmen - langsam, sanft, tief und gleichförmig. Wir sollten dabei bequem sitzen, mit einem freundlich gestimmten Denken. Wir atmen durch die Nase und halten dabei die Zunge am oberen Gaumen, ohne dass sie die Zähne berührt und ohne dass die oberen und unteren Zähne vorne aufeinanderstossen. Dies ermöglicht eine entspannte Haltung. Ein Vorschlag ist, 27 Atemzüge zu machen in Gruppierungen von je drei Atemzügen mit kleinen Pausen, und in den Pausen dem Widerhall der Pulsierung nachzuspüren. Beim Atmen bringt die Pulsierung die Lebenskraft aus dem uns umgebenden Raum in unser Inneres und treibt verbrauchte Materie wieder hinaus und stärkt so unseren Körper. Die Pulsierung ist der subtile Aspekt der Atmung. Wenn wir über die Pulsierung des Atems meditieren, kommen Ein- und Ausströmen langsam einander näher und verschmelzen. Denkvermögen und Atmung neutralisieren einander. Unser Denkvermögen trifft mit dem Bewusstsein, das uns atmen lässt, zusammen: Es atmet ein und aus. Die Ein- und Ausatmung werden auf Sanskrit in ihrem subtilen Aspekt Prana und Apana genannt, während das Gleichgewicht der Atemimpulse als Samana bezeichnet wird. In der Yoga-Wissenschaft des Ostens ist seit langen Zeiten bekannt, dass wenn Prana und Apana zu einem Gleichgewicht zusammengeführt werden, die Atemenergie zum Kopf emporsteigt (dort Udana genannt) und dass von dort der Lebensatem der Seele (Vyana) den ganzen Körper als ihr Licht durchströmt. Dies sind die fünf Pulsierungen der Wissenschaft des Atmens, die durch unseren Körper zirkulieren.

Die Einatmung trägt in sich den Klang SO, die Ausatmung den Klang HAM. SO-HAM wird der Klang des pulsierenden Vogels der Atmung genannt. Im Gleichgewicht schwebend, an dem Punkt, wo die Einatmung zur Ausatmung und die Ausatmung zur Einatmung wird, entsteht eine Lücke, eine Zwischenpause der Stille, die in der Kontemplation die Tore zu den höheren Welten öffnet. Hier wird die Seele von ihren Bindungen an den dreifachen Körper befreit und kommt am geheimen Ort des Allerhöchsten zur Ruhe. Losgelöst lebt sie in Frieden und kontempliert über die erreichte Vision. Von dort zurückkehrend, bringt sie Inspiration und Kraft mit, um Gedanken und Taten guten Willens im Alltag zum Ausdruck zu bringen.

Vierter Teil

Der Vollmondpunkt des Jahres

Das Tierkreiszeichen Waage ist der Vollmondpunkt des Jahres, wo die materiellen Erscheinungsformen zur vollen Entfaltung gelangt sind und die Schöpfung sich ganz in die äussere Welt ergossen hat. Wie eine Seifenblase, die zu einem Globus heranschwillt, so regiert die Waage das Wachstum eines Impulses vom Zentrum zum Kreisumfang. Erforscht man die Rotation vom Zentrum aus, so findet man eine doppelte Kraft: die Strahlkraft, die Vielfalt vom Zentrum zum Kreisumfang trägt, und auch die verschmelzende Kraft, die die Vielfalt wieder zur Einheit bringt. Die Waage repräsentiert daher das Prinzip des Drehpunktes im Universum, das die Drehung des Rades verursacht und das grosse Wunder der Objektivität aus der Subjektivität hervorbringt.

Waage ist die Geburt der Polarität von innen und aussen und von der Dualität der Geschlechter. Sie ist entstanden durch das Heraufdämmern der Mentalebene auf unserem Planeten. Die Mentalhülle des Menschen bildet die Grenzlinie der Objektivität, welche als Spiegel oder Reflexionsfläche dient und das Höhere vom Niederen, den inneren Menschen vom äusseren trennt. Auf der Oberfläche des Denkvermögens bilden sich die Fähigkeiten der fünf Sinne aus und öffnen so die Kanäle, durch die wir nach aussen treten. Der Zweck der Sinne ist es, das Bewusstsein die Objektivität erleben zu lassen, jedoch nicht, sich in ihr zu verlieren. Die Anziehung an die Objektivität zieht jedoch den inneren Menschen machtvoll ins Äussere, und ein dunkler Vorhang tritt vor das innere Licht. Der Fall in die Zeugung oder die Materie führte so zu der Geschichte von Adam und Eva und der Vertreibung aus dem Garten Eden.

Das Symbol des Zeichens Waage, der Balken mit den beiden Waagschalen, versinnbildlicht die horizontale Ausdehnung in die äussere Welt. Die Dreiheit der Luftzeichen – Wassermann, Zwillinge, Waage – sind alles Doppelzeichen, die das Wechselspiel von Geist und Materie illustrieren: Der Wassermann hat zwei elektrische Wellenlinien (♒), die die namen- und formlose Essenz als Klang und Licht in Zeit und Raum in Erscheinung treten lassen. Die Zwillinge bringen das Licht herab, symbolisiert von den vertikalen Linien des Zeichens (♊), und die Waage (♎) ist seine Manifestation in der Horizontalen, im objektiven Leben.

Überstimulierung

Waage ist ein Symbol für Gleichgewicht und Ausgeglichenheit, und die Waagschalen des Zeichens werden auch die Schalen der Gerechtigkeit genannt. Schütze, das Zeichen der Richter, ist durch einen Sextilaspekt mit der Waage verbunden, ebenso Löwe, das Zeichen des Herrschers, der das Gesetz beschützt. Wenn die Gewichte auf den Schalen ungleich verteilt sind, entsteht Ungleichgewicht, Übertreibung und Leidenschaftlichkeit. Alle falschen Werte und Exzesse unserer heutigen Zivilisation sind ein niederer Aspekt der Waage. Im Geschäftsleben werden durch Marketing Verlangen und Wünsche der Menschen extrem stimuliert, und dann werden Dinge angeboten, um die Wünsche zu befriedigen. Die Banken, Versicherungen, Autofirmen, die Mode- und Kosmetikindustrie, alle tun es. Ein Durchschnittsdenken reagiert auf diese Stimulierung. Während wir bereits überaktiv sind, werden wir von Menschen mit einem noch grösseren konkreten Denkvermögen noch mehr stimuliert und sind verloren: Wenn wir an Geschäften vorbeigehen, wächst sofort das Gefühl, Dinge zu brauchen. Wir kaufen, ohne es geplant zu haben, ohne wirkliches Bedürfnis, und zu Hause haben wir schon mehr Dinge als wir brauchen. In dem Moment, wo wir kaufen, sind wir emotional und Sklaven der Situation. Wenn wir Geld verschwenden, dürfen wir nicht denken, dass nichts geschieht: Das unnötig ausgegebene Geld trägt zu unserer Verfestigung bei. Wir erschaffen die Gewohnheit stimulierter Handlungen und werden so unfähig, Inspiration aus den höheren Kreisen zu empfangen. Unsere Überaktivität erzeugt all die Schwierigkeiten; sie lässt uns Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie nicht in Ordnung sind, aber wir tun sie dennoch. Es ist eine unersättliche Sucht, die unser Unterscheidungsvermögen immer mehr schwächt und die Tore zum Dunkeln öffnet. Die Wunschkraft behindert die Zufuhr von Lebenskraft, dies schwächt den Ätherkörper und führt zu Krankheiten. Es gibt mehr Freude, wenn wir uns viel im Innern aufhalten und moderat im Äusseren sind, um die Bedürfnisse des Äusseren zu befriedigen.

Wunsch und Bedürfnis

Es spricht nichts gegen Wünschen, doch wir dürfen sie nicht gleich in Handlungen umsetzen, sondern sollten sie mit dem Unterscheidungsvermögen filtern: Was ist Wunsch und Verlangen, und was ist Bedürfnis? Auf Bedürfnisse sollten wir reagieren, Wünsche und Verlangen jedoch zügeln. Das Unterscheidungsvermögen ist ein leuchtendes Schwert, das uns vom höheren Denken verliehen wird. Es ist das Licht der Weisheit, das uns zwischen dem Programm der Seele und dem des Körperbewusstseins unterscheiden lässt. Das Licht zeigt uns, was zu tun ist und wie wir unseren unterscheidenden Willen anwenden sollten, um richtig zu denken, sprechen und zu handeln. Es ist ein langsamer Prozess, in dem uns Saturn durch Disziplin ein höheres Gleichgewicht lehrt und wie wir unser Handeln in Harmonie mit dem Gesetz bringen. Er unterstützt in der Waage den Bau der Lichtbrücke oder der Antahkarana.

Die undurchdringliche Mutter

Wenn wir unser Leben nicht regulieren, geraten wir durch dem Einfluss von Waage und Skorpion in die illusionären Welten der Materie, und wer nicht mit dem Lichtfaden verbunden ist, fällt in einen bodenlosen Abgrund. In den dunklen Zeiten brauchen wir dringend das Licht der Seele. Es leuchtet auf, wenn wir uns an sie erinnern oder die Gegenwart des Meisters oder der göttlichen Mutter anrufen. Sobald wir an sie denken, schenkt sie uns einen Funken Licht. Im Osten wird sie in der Waage auch die „undurchdringlichen Mutter“ oder Durgha genannt. Sie steht an der Schwelle zwischen Illusion und Wahrheit, und es ist schwierig, die Illusionen der Materie zu überwinden. Es wird daher empfohlen, über die Energien der Mutter zu kontemplieren, vor allem während der 15 zunehmenden Mondphasen bis zum Vollmond des Monats Waage. Dann gibt sie den Weg frei, so dass wir sicher durch die zweite Jahreshälfte gehen können. Auf jeder Stufe des Lebens ist ein Gleichgewicht zu erlangen, nur um wieder nach einem neuen Gleichgewichtspunkt zu streben und so die Leichtigkeit der Lebensführung zu lernen. „Alles vibriert und ist in Bewegung, und es ist notwendig, bewusst inneres Gleichgewicht zu bewahren. Das Leben selbst enthüllt, dass nur Gleichgewicht Fortschritt gestattet und die Evolution voranbringt.“ (Supermundane III, 613, 485)

Durgha wird auf einem Tiger reitend visualisiert, der die von der Seele regulierte und ausgeglichene Persönlichkeit dargestellt. So mag die Mutter als die ausbalancierende Kraft verehrt werden, die uns das feine Gleichgewicht finden lässt, um in die Ewigkeit aufzusteigen.

Verwendete Quellen: K.P. Kumar: Herkules: Der Mensch und das Symbol. / div. Seminarnotizen - E. Krishnamacharya: Spirituelle Astrologie. The World Teacher Trust e.V. Edition Kulapati. D-Wermelskirchen (www.kulapati.de) - A. A. Bailey: Esoterische Astrologie, Lucis-Trust, Genf. (www.netnews.org / www.lucistrust.org).- Supermundane / Bruderschaft. Agni Yoga Society, New York (www.agniyoga.org)